Eric Küppers und Dr. Kristijan Bauer, die neuen Chefs bei Rosenberger im Interview

Gesicht zeigen und die Tür offen halten

Die Brüder Hans, Bernd und Peter Rosenberger haben in den vergangenen Monaten die Geschäftsführung des Unternehmens an Eric Küppers (als CEO / Chief Executive Officer) und Kristijan Bauer (als COO / Chief Operating Officer) übergeben. SchauRein! hatte Gelegenheit, mit den beiden ein lockeres Gespräch über Unternehmenskultur, Nachhaltigkeit und bayerische Lebensart zu führen. Die Hauptthemen des Interviews geben einen Einblick in Persönlichkeit und Arbeitsweise des Führungs-Duos.

Zwei Gesichter, die nicht nur Mitarbeiter von Rosenberger kennen sollten: die neuen Chefs. Erik Küppers (li) und Dr. Kristijan Bauer (re)


SchauRein!: Erfahrene Top-Manager, die in ihren Positionen erfolgreich sind, wechseln nicht so einfach in ein anderes Unternehmen. Was war ausschlaggebend für Ihren Einstieg bei Rosenberger?

Eric Küppers: Ich war lange Zeit für einen Konzern tätig, der in Teilen Konkurrent zu Rosenberger war. Wir haben dort Rosenberger als Technologieführer empfunden. Ein mittelständisches Familienunternehmen hatte es in der Branche zu hohem Ansehen gebracht und sich gegen internationale Konzerne behauptet. Das hat mich neugierig gemacht. Die Unternehmenskultur, die so etwas fertig bringt, wollte ich kennen lernen. Der zweite Grund war, dass mich die Aufgabe reizt, ein organisch gewachsenes Unternehmen mit vier unterschiedlichen Geschäftsbereichen (Telekommunikation, Automobil-Kommunikation, Hochspannungs-Technik und HF-Messgeräte) auf vier etwa gleich starke Beine zu stellen. Die Bereiche sind eng miteinander verbunden und lernen von einander, das sind gute Voraussetzungen für ihre künftige Entwicklung.

Kristijan Bauer: Es sind sogar fünf Beine, wir haben auch weiterhin unseren traditionellen Maschinenbau (offiziell jetzt CNC-Zerspanungstechnik). Mit Rosenberger hatte ich im Vorfeld nicht unmittelbar zu tun und eigentlich auch kein großes Bedürfnis nach Veränderung. Aber die persönliche Begegnung mit den Brüdern Rosenberger hat mich fasziniert. Wie in ihren Bereichen sehr kompetente und dabei so unterschiedliche Leute miteinander über lange Zeit immer wieder die richtigen Entscheidungen treffen, das war ungewöhnlich. So eine Unternehmenskultur gefällt mir. Da wollte ich dabei sein.


SchauRein!: Ein Familienunternehmen, in dem die zweite Inhaber-Generation das Rentenalter erreicht und in dem viele Mitarbeiter schon in zweiter oder dritter Generation tätig sind, braucht Beständigkeit. Sehen Sie Ihr Engagement als dauerhafte Bindung?

Kristijan Bauer: Es geht um Nachhaltigkeit. Ich habe 20 Jahre im Continental-Konzern gearbeitet und immer schon langfristiges Denken praktiziert. Bei Rosenberger sehe ich dafür die ideale Einsatzmöglichkeit.

Eric Küppers: Zwischen börsennotiertem Konzern und Familienunternehmen gibt es signifikante Unterschiede. Aber auch eine wesentliche Übereinstimmung: das langfristige Ergebnis muss stimmen. Ein Management, das nur die nächste Jahresbilanz im Auge hat, wird auf lange Sicht nicht erfolgreich sein. Das schließt ein langfristiges persönliches Engagement ein. Auch die Mitarbeiter müssen Planungssicherheit haben, dafür sind wir verantwortlich. Die lange Reihe richtiger Entscheidungen muss fortgesetzt werden. Wir müssen damit umgehen, dass das Unternehmen auf vielen, vielleicht zu vielen Gebieten Erfolg hat. Das dürfen wir nicht aufs Spiel setzen. Das braucht Zeit.


SchauRein!: Zur Eigenart von Rosenberger hat es gehört, dass jeder Mitarbeiter den kurzen Weg zum Chef nutzen konnte, ohne hierarchische Hindernisse. Das war nicht immer effizient, aber es hat die Leute motiviert, sich für die Arbeit einzusetzen. Hat so eine Motivationskultur Zukunft?

Eric Küppers: Wir haben die Türen offen. Bei Kristijan ist das genauso. Wir sehen uns jede Anlage, jeden Arbeitsplatz an. Wir stellen Fragen. Wir zeigen Gesicht. Wir wollen mit der Belegschaft in Kontakt sein. Die direkte Kommunikation ist wichtig.

Kristijan Bauer: Was natürlich an der Größe des Standorts auch seine Grenzen hat. Aber das Prinzip ist wichtig: wir sind zugänglich.


SchauRein!: Die weltweite Tätigkeit bringt es mit sich, dass einzelne Standorte sehr stark werden können. Das Stammwerk wird es möglicherweise schwer haben damit Schritt zu halten. Wie sehen Sie das?

Eric Küppers: Ich sehe es als Stärke von Rosenberger, dass alles Wesentliche an einem Standort geschieht. Die Gesamtentwicklung des Unternehmens muss von der Zentrale bestimmt sein. Einzelne Aufgaben können natürlich auch an anderen Orten übernommen werden. Der Kern des Zusammenwirkens bleibt aber im Stammwerk.

Kristijan Bauer: Natürlich müssen Aufgaben verteilt werden, jeder Standort muss eigenen Bedingungen gerecht werden. Maßstab ist der Qualitätsanspruch. Der wird immer von der Zentrale bestimmt. Das bedeutet auch, dass das Stammwerk mehr Arbeit bekommt.

Eric Küppers: was nicht unbedingt heißt, dass proportional zum Wachstum mehr Mitarbeiter benötigt werden. Es wird eine weitere Konzentration auf die wesentlichen Aufgaben geben.


SchauRein!: Der Rupertiwinkel ist ein Teil Bayerns, in dem Heimatverbundenheit, Sprache und Eigenart ausgeprägt bairisch sind. Ist das ein Problem für Sie?

Eric Küppers: Ich kann alle verstehen. Die positive Einstellung der Menschen ist wunderbar. Ich habe kein Problem.

Kristijan Bauer: Die Leute sind offen, höflich direkt, kommen ohne Umschweife auf den Punkt. Das macht den Umgang einfach. Wir fühlen uns wohl hier und zeigen es auch. (lachend:) Ein Nachteil hier in Oberbayern: der Tag ist zu kurz!


SchauRein!: Ihre Aufgaben sind vielfältig: viele Standorte weltweit, Größenprobleme, Erfolgsdruck. Bleibt da für Glücksgriffe, z.B. unvermutet auftauchende Geschäftsideen und neue Produkte noch Platz?

Eric Küppers: Streng betrachtet ist jedes neue Produkt ein Glücksgriff. Niemand kann planen: „heute erfinde ich etwas Bahnbrechendes“. Aber wir können dem Erfindergeist ein zuträgliches Klima bieten. Die Reihe von Glücksgriffen wird damit zur Strategie.

Kristijan Bauer: Viele Innovationen sind Zufall. Es ist wichtig ihn zuzulassen. Innovationen lassen das Unternehmen wachsen.


SchauRein!: Sie sind der Eigentümerfamilie verantwortlich und müssen die Grundzüge Ihres Handelns mit ihr abstimmen. Wie gut funktioniert das?

Kristijan Bauer: Die drei Brüder sind ein extrem kompetenter Aufsichtsrat. Nicht viele Geschäftsführer haben das Glück, auf so profundes Wissen und so weitgespannte Kenntnis des Geschäfts zugreifen zu können.

Eric Küppers: Grundvoraussetzung für das gute Verhältnis ist Transparenz. Wir haben im Verwaltungsrat ideale Partner, mit denen wir alles, auch auftretende Schwierigkeiten auf Augenhöhe besprechen können.


SchauRein!: Rosenberger ist einer der größten Arbeitgeber und einer der stärksten Steuerzahler im Landkreis. Wie ist Ihr Verhältnis zur Politik?

Eric Küppers: Wir sind uns unserer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst, stehen aber keiner politischen Richtung nahe. Dass uns Bürgermeister und Landrat noch nicht besucht haben, stört uns nicht. Aber langfristig müssen wir für bestehende Probleme Lösungen finden. Dass dreitausend Arbeitnehmer jeden Tag mit Privatautos und Motorrädern nach Fridolfing zur Arbeit fahren, kann auf Dauer nicht so bleiben. Da muss der ÖPNV annehmbare Alternativen entwickeln. Es werden auch neue Probleme auftauchen und gelöst werden müssen. Dafür werden wir mit den Zuständigen in Kontakt kommen.


SchauRein!: Wie beurteilen Sie ihre ersten Wochen im neuen Job, wie war Ihr Start?

Eric Küppers: Hätte nicht besser sein können.

Kristijan Bauer: Hätte nicht besser sein können.


SchauRein!: Wo wohnen Sie?

Eric Küppers: im Augenblick in Laufen, in einem Appartement im Hotel. Aber ich habe Familie und schulpflichtige Kinder, ich möchte sehr gerne ein Haus in der Umgebung mieten oder kaufen.

Kristijan Bauer: Meine Familie und ich sind bereits in die Region umgezogen. Allerdings ist der Immobilienmarkt nicht ganz einfach. Wir wohnen aktuell in einer Berghütte in Tirol und planen, gegen Ende des Jahres in unser neues Haus in Tengling einziehen zu können.

Josef Wittmann