Rosenberger Fertigung

3000 Leute bei Rosenberger – was tun die eigentlich?

Nicht jeder weiß, was der größte Arbeitgeber der Region produziert

Nur sehr alte Tittmoninger erinnern sich an die Schlosserwerkstatt von Georg Winzl an der Schulstraße in der Altstadt von Tittmoning, wo Hans Rosenberger sen. 1958 „die Firma“ gründete. Da war das Produkt noch einfach zu verstehen: Maschinenteile wurden hergestellt, mit Fräs- und Bohrwerken ohne numerische Steuerung, echte Handarbeit. 65 Jahre später ist daraus ein Weltkonzern entstanden, der nicht nur die Automobilindustrie beliefert, sondern Produkte für nahezu alle Schlüsseltechnologien weltweit herstellt.

Was das bedeutet, vermitteln große Worte nicht. Selbst ein Großteil derer, die dort arbeiten, könnten ihren Freunden nicht erklären, welche Produkte weltweit so gefragt sind, und warum. „We.Deliver.Values“, steht in der Firmenpräsentation, „wir schaffen Werte“. Das stimmt. Aber worin die Werte bestehen, lässt sich so einfach nicht sagen.

Rosenberger Werk

Wenn man der Geschichte folgt, lässt sich der Erfolg des Unternehmens am besten erfassen. 1966, mit dem Umzug von Tittmoning nach Fridolfing, in die Gebäude der soeben in Konkurs gegangenen Firmengruppe Dr. Haeberlein, eröffnet sich ein neues Geschäftsfeld, die Hochfrequenztechnik. Sie ermöglicht es, durch sehr schnelle elektrische Impulse Daten zu übertragen. Das ist in der Startphase der Computertechnik (IBM stellt gerade den ersten Großrechner vor, Siemens folgt kurz darauf) ein riesiges Potential. Innerhalb weniger Jahre vervielfacht sich die Produktion von Hochfrequenzsteckern; der Umsatz von Rosenberger steigt rasant. Durch die Verbreitung der Computer in den 1970er Jahren, vom Großrechner bis zum PC, werden neue, vielseitige, kleine Steckverbinder gebraucht, auf deren Produktion sich Rosenberger zunehmend spezialisiert. Ab 1982 übernehmen die Brüder Hans, Bernd und Peter Rosenberger nach Studium und ersten Erfolgen im Ausland wichtige Funktionen in der Geschäftsleitung. Damit kommt zusätzliche Kompetenz ins Haus. Der Vertrieb wird international, der explodierende Markt der Telekommunikation nach Einführung der Handys wird erschlossen. Wenig später halten Computer und Kommunikation Einzug ins Auto. Da spielt Rosenberger bereits eine bedeutende Rolle in der Entwicklung von speziellen Steckverbindern für Autos und für deren internationale Normierung. Dafür werden auch Kunststoffteile en masse benötigt, die von Hörl Kunststofftechnik, inzwischen eine Rosenberger-Tochtergesellschaft, geliefert werden.

Heute entwickelt und fertigt Rosenberger Produkte und Systeme für folgende Märkte:

  • Zu „Automotive“ gehört nicht nur alles, was als Infotainment die Insassen eines Autos mit der Außenwelt verbindet, sondern vor allem sichere Datenleitungen für Fahrassistenz-Systeme. Mit dem Aufkommen der Elektromobilität zählen auch Verbinder für hohe Stromdichten in E-Autos und Pedelecs dazu.
  • „Mobile Kommunikation“ umfasst die Kommunikationstechnik, speziell den Mobilfunk mit Verbindungen für Basisstationen, Funktürme und Antennen.
  • „Test & Measurement“ ist zuständig für Kalibrierungskomponenten und Service, für die Ausstattung zur Messung passiver Intermodulation und für Halbleitermesstechnik, sowie für Präzisions-Steckverbinder-Systeme und automatische Teststationen.
  • „Industrie“ hält Lösungen für Automatisierung bereit. So z. B. Single Pair Ethernet, HF-Verbindungen für Schaltschränke, Sensoren, Antriebe sowie Verbindungen für mobile Roboter und andere Anwendungen, diese sind heute stark gefragt.
  • „Medizin“ beinhaltet spezielle Verbindungen für Krankenhaus-Informations- sowie Therapie- und Monitoringsysteme.
  • „Rechenzentrum“ stellt die Glasfasertechnik einschließlich der Verbindungstechnik für Rechenzentren zur Verfügung.
  • Für „Luft- und Raumfahrt“ werden spezielle Stecker und Kabel nach den strengen Vorschriften der DIN EN 9100 entwickelt und hergestellt.
  • „Telematik“ bedient die Übermittlung von Daten über Sensoren mit autarken Einheiten, um die Lokalisierung über eine drahtlose Verbindung sicherzustellen.
  • Die Kernkompetenz der „CNC-Zerspanungstechnik“ liegt in der Fertigung von Präzisionsteilen aus allen zerspanbaren Werkstoffen für Kunden der Antriebs- und Nutzfahrzeugindustrie sowie dem Maschinen- und Anlagenbau.

Für die unterschiedlichen Herstellungsverfahren und die verschiedenen Produkte gibt es auf dem Werksgelände, salopp gesagt, mehrere spezialisierte Fabriken. Für Steckverbinder, die von mehreren Anwendungen gebraucht werden, müssen erst einmal Rohteile hergestellt werden, ein Großteil aus Messing auf Drehmaschinen und Rundtakt-Automaten, in unterschiedlich großen Serien. Viele Teile werden auch aus Blechbändern gestanzt – Stanzteile zeichnen sich durch extreme Wiederholgenauigkeit aus. Isolierteile – jeder Koaxialstecker besteht aus einem Außen- und einem Innenleiter, die durch ein Isolierteil getrennt sind – können je nach technischen Anforderungen aus Stangenmaterial gedreht oder aus Granulat gespritzt werden.

Einzelteile aus Metall bekommen dann in der Galvanik ihre für die Hochfrequenz-Eigenschaften erforderliche Edelmetall-Oberfläche. Für Innenleiter ist das in der Regel Gold (es wird als Salz angeliefert, erst in einem elektro-galvanischen Prozess wird das Metall in hauchdünnen Schichten abgeschieden. Ein Überfall auf den größten goldverarbeitenden Betrieb der Region lohnt sich also nicht). Ein immenses Volumen an Teilen wird vorwiegend in Trommeln von einer automatischen Steuerung in die jeweils benötigten Chemikalien-Bäder gelenkt und genau nach Spezifikation beschichtet. Obwohl der Prozess zum großen Teil vollautomatisch abläuft, sind viele ausgebildete Fachkräfte nötig, um die Prozesse zu überwachen, die Bäder stabil zu halten, vorzubereiten und die Qualität zu prüfen.

Aus den Einzelteilen Stecker zu montieren, war lange Handarbeit. Nach der Jahrtausendwende wurde in Ungarn ein Montagewerk errichtet, um für diese Tätigkeiten genügend Arbeitskräfte zu finden; inzwischen ist die Montage zu einem erheblichen Teil ins Stammwerk zurückgekehrt. Montageautomaten erledigen das in viele Einzelschritte aufgeteilte Zusammenfügen mit gleichbleibender Genauigkeit und mit optischen und maßlichen Kontrollen. Auch die Verpackung erfolgt meist direkt am Ende der Montagelinie.

Die innerbetriebliche Logistik, also das Einlagern der Teile und der Transport zum nächsten Verarbeitungsschritt bis zur Fertigstellung und Auslieferung an den Kunden, ist ebenfalls eine anspruchsvolle Aufgabe, die viel zum Erfolg des Unternehmens beiträgt. Und dann sind noch lange nicht alle Arbeiten aufgezählt, die für Herstellung der Produkte, Bau und Wartung der Werkzeuge, Instandhaltung der Anlagen und nicht zuletzt für Ordnung und Sauberkeit notwendig sind.

Qualifizierte Mitarbeiter (m/w/d) gefragt

Was für den Vertrieb der Produkte, für die Entwicklung und Konstruktion, für die Qualitätssicherung, für die bedarfsgerechte Planung und Steuerung der Fertigung, für den Materialeinkauf und vieles andere an Spezialisten benötigt wird, ist ein eigenes Kapitel. Auch die administrativen Aufgaben, die den Überblick über das Unternehmen bewahren und die Wettbewerbsfähigkeit sichern, erfordern qualifizierte und hoch motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Genau das, was alle suchen. An jedem Zaun hängt ein Plakat „Wir suchen Dich“ oder „Komm in unser Team“. Es ist aber ein Unterschied, ob man irgendwo arbeitet, oder in einem Unternehmen, das sich aus eigener Kraft ständig erneuert, neue Produkte hervorbringt, neue Verfahren erfindet und damit neue Märkte erschließt. Neue Märkte sichern die Zukunft. „Solange es noch eine gibt“, könnten Skeptiker hinzufügen. Aber gerade das Aufgreifen neuer Ideen und das Verfolgen langfristiger Ziele sichert den Erfolg. Das hat Rosenberger seit der Gründung stets bewiesen:

Der Umsatz stieg von umgerechnet 24.000 € im Gründungsjahr auf 1,76 Milliarden € 2022, wovon knapp 1 Milliarde im Werk Fridolfing erwirtschaftet wurde. Die Zahl der Mitarbeiter weltweit stieg von 2005 bis 2022 von 2.270 auf 14.200, davon arbeiteten 2005 im Werk Fridolfing rd. 700 und 2022 bereits 3.100. Und weiteres Wachstum mit Investitionen in neue Produkte und Anwendungen ist geplant – und das ist nur mit motivierten und qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglich.