BRK Tittmoning Rotes Kreuz

Die BRK-Bereitschaft Tittmoning

– seit mehr als 90 Jahren im Einsatz

Gründung Sanitätskolonne

Am 24. August 1932 wurde auf Initiative von Josef Franz Braun im Stadlerbräu in Tittmoning eine eigene Sanitätskolonne gegründet. Der Kolonne traten sofort 28 Männer als Gründungsmitglieder bei. Die Stadt stellte der Kolonne für ihre Übungen den Rathaussaal zur Verfügung. Die erste Übung bestand aus einem Vortrag zur Geschichte und Organisation des Roten Kreuzes und der Erläuterung der Dienstanweisung. Als Motto für die Sanitätskolonne galt: „Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Ausdrücklich wurde darauf hingewiesen, dass „jegliche Politik wie auch das Tragen von Parteiabzeichen innerhalb der Kolonne ausgeschlossen“ sei.

Die Kolonne war schon immer eine bunte Mischung aus dem gesamten Spektrum der Gesellschaft. Landwirte, selbständige Handwerker, Hilfsarbeiter – viele wollten sich in diesem Bereich engagieren. Im Jahr nach der Gründung war die Kolonne bereits auf 72 aktive Mitglieder angewachsen.

Erste Aktivitäten

Finanziert hat sich die Kolonne über Haussammlungen. Von der Stadt Tittmoning erhielt sie Unterstützung, indem Räumlichkeiten im Rathaus zur Unterbringung der Ausrüstungsgegenstände und der Rathaussaal für die Übungen zur Verfügung gestellt wurden. Bei der Generalversammlung im Jahr 1933 konnte man bereits auf viele Einsätze zurückblicken.

Im gleichen Jahr überließ die Sanitätskolonne Murnau den Tittmoningern einen pferdebespannten Sanitätswagen und man führte eine erste große Übung zusammen mit den Kolonnen aus Mühldorf, Burghausen, Alt- und Neuötting, Trostberg und Neuenmarkt durch. Das Szenario beinhaltete den Einsturz der Krankenhausbrücke mit vielen Verwundeten, die aus dem Ponlachgraben heraufgetragen und dann versorgt werden mussten. Aus der Zusammenarbeit mit den Automobilclubs entstand die Einrichtung eines Straßenhilfsdiensts.

Schwierige Jahre

In den Folgejahren fanden immer wieder Übungen statt, so zum Beispiel auf dem Speditionsanwesen Wallner-Spirkl oder am Stadtberg ein gestellter Autobus-Unfall. Bereits ab 1935 wurde die Ausbildung immer militärischer, die NSDAP nahm immer mehr Einfluss auf die Vereine und auch auf das Rettungswesen. Im Zuge der Neuordnung des Deutschen Roten Kreuzes wurde Tittmoning als „Alleinstehender selbständiger Sanitätszug“ dem Bezirk Reichenhall unterstellt. Auf die Ermahnung des Sanitätsrats Dr. Heinrich Mayer aus Bad Reichenhall „…weiterhin auf Ausbildung bedacht zu sein, um so am Aufbauwerk des Führers teilzunehmen“, erwiderte der Bezirkskolonnenführer in schöner Gelassenheit, dass die Kolonnenmitglieder es sich zur Ehre rechnen dürfen, sich bereits vor dem Jahre 1933 in den Dienst der Allgemeinheit gestellt zu haben nach der Devise: „Gemeinnutz geht vor Eigennutz!“

Bereits im ersten Kriegsjahr 1939 erfolgte der Aufruf „Sanitäter an die Front!“ Zwölf Mann vom Zug Tittmoning mussten zum Einsatz in die Lazarette. Die Stadt Tittmoning übernahm die laufenden Kosten des Sanitätsautos und beauftragte die Fahrschule Zellbeck mit der technischen Wartung.

1940 befand sich ein Großteil der Bereitschaft, Männer wie Frauen, im Fronteinsatz in Frankreich. Es erfolgten Aufrufe zu Spenden für das Deutsche Rote Kreuz und zu Mitgliedschaften in den Kolonnen, um deren Arbeit zu finanzieren. Die letzte Haussammlung im Krieg findet am 22. April 1945 statt.

Die Nachkriegszeit

Noch im gleichen Jahr im September veranstaltete die Tittmoninger Bereitschaft einen Tanzabend, dessen Erlös den Kriegsversehrten zugutekam. 1946 organisierte man in der Stadthalle am 22.12. eine große Weihnachtsfeier für Kinder, besonders für Flüchtlingskinder oder Kinder, deren Väter sich noch in Kriegsgefangenschaft befanden.

Die kurz nach dem Krieg gegründete örtliche Wasserwacht hatte 1950 bereits 45 Einsätze. Im gleichen Jahr erfolgte die Gründung einer Jugend-Rotkreuz-Gruppe. Kinder und Jugendliche von zwölf bis achtzehn Jahren konnten sich dort engagieren. Dr. Liebl bietet einen ersten, sehr gut besuchten Erste-Hilfe-Kurs an. Die Erste-Hilfe-Kurse entwickelten sich sehr gut.

Aufbruch und Neuanfang

1960, nach der Neugründung der Eigenständigen Bereitschaft Kolonne Tittmoning, fanden sich im Rathaussaal 46 Teilnehmer zum Erste-Hilfe-Kurs ein. Davon traten danach 32 als aktive Mitglieder dem BRK Tittmoning bei. In den 60er Jahren erhielt das BRK Tittmoning ein erstes Rotkreuzheim im Handarbeitsturm. In Kay wurde 1968 erstmals vom BRK Tittmoning ein Erste-Hilfe-Kurs angeboten, der vor allem die ortsansässigen Fußballer zur Teilnahme aufrief.

Ab 1970 sind die Erste-Hilfe-Kurse für die Erlangung des Führerscheins verpflichtend und erhalten so noch zusätzlichen Zulauf. Das Rotkreuzheim wechselte 1972 vom Handarbeitsturm in das Klostergebäude und die Kolonne übernahm ab 1974 den Sanka-Dienst in Fridolfing an zwei Wochenenden im Monat. Eher unauffällig erfüllte man den Dienst am Nächsten mit jährlichen Weihnachts-Geschenken an das Kinderfamilienhaus Bergsicht. Seit den 90ern bietet man ein Ferienprogramm an, bei dem bereits die Kleinen spielerisch an Erste-Hilfe-Maßnahmen herangeführt werden.

Gerätehaus in der Göllstraße

Ein großer Schritt war der Neubau eines eigenen Gerätehauses. 2003 erfolgte nach vorheriger Abstimmung mit dem Landkreis der endgültige Beschluss zur Errichtung des Gebäudes in der Göllstraße direkt neben dem neuen Feuerwehrhaus der FW Tittmoning. Die Schulungsräume der FW sollten gemeinsam genutzt werden. Der Kreisgeschäftsführer des BRK, Kurt Stemmer, begründete die Entscheidung für den Ausbau in Tittmoning damit, dass durch den Neubau ein stabiler Punkt im Norden des Landkreises geschaffen und ein flächendeckender Katastrophenschutz gewährleistet werden kann. 2005 erfolgte der erste Spatenstich und 2007 die feierliche Einweihung des Gebäudes.

Der erste Spatenstich fürd neue Zuhause 2005 – Bericht der Südostbayerischen Rundschau
Der erste Spatenstich fürs neue Zuhause 2005 – Bericht der Südostbayerischen Rundschau

Im gleichen Jahr absolvierten zehn Mitglieder der Bereitschaft Tittmoning die Erste Leistungsprüfung für eine schnelle Einsatzgruppe in Tittmoning (SEG Tittmoning). In einer Werkshalle von Wallisch & Strasser sollten in weniger als 15 Minuten Verbandsplätze für dreißig leicht bis mittelschwer verletzte Personen aufgebaut werden. Die Gruppe war in 7 Minuten und 38 Sekunden fertig und somit eine der schnellsten im Kreis.

Wie sieht die Arbeit der BRK Bereitschaft Tittmoning aktuell aus?

Monika Frank, Leiterin der Jugendarbeit des Kreisverbands des BRK in Traunstein, und Sabrina Jehs, Erste Bereitschaftsleiterin der BRK Bereitschaft Tittmoning, berichten über das vielfältige Arbeitspensum, das Gemeinschaftsgefühl und die Ausbildung der Gruppe in Tittmoning.

Derzeit gibt es 28 aktive Mitglieder bei der BRK Bereitschaft in Tittmoning. Sie leisten über das ganze Jahr verteilt Sanitäts- und Wachdienste in der Stadtgemeinde, im Landkreis und, im Rahmen des Katastrophenschutzes, auch deutschlandweit. 2023 leistete die Bereitschaft Tittmoning 651 Stunden Sanitätsdienste.

Beispiele für Veranstaltungen, bei denen Sanitätsdienste geleistet werden, sind der Georgiritt, die Burgtage und die Jubiläumsfeiern der Feuerwehren. Sportveranstaltungen werden ebenfalls regelmäßig betreut, dazu gehören die Biathlon-Veranstaltungen in Ruhpolding, Motorradrennen in Lanzing und Reitturniere. Auf Kreisebene unterstützen sich die Bereitschaften gegenseitig.

Im Rahmen des Katastrophenschutzes rückte die Bereitschaft schon zu Suchaktionen, bei Hochwasser, bei Schneekatastrophen und bei Bränden aus, um die Hilfskräfte der Freiwilligen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks zu unterstützen.

Zur Gebietsabsicherung bleiben die Bereitschaften bei Unfällen vor Ort, wenn die Rettungswagen mit Unfallopfern abgefahren sind. Auf diese Weise wird die Notfallversorgung für Beteiligte und für die Rettungskräfte aufrechterhalten. Bei Blutspende-Terminen unterstützt die Bereitschaft bei der Registrierung und bei der Verpflegung der Spender.

Wie kommt man zum Bayrischen Roten Kreuz?

Allerersten Kontakt zur Arbeit des Roten Kreuzes kann man seinen Kindern im Rahmen des Ferienprogramms ermöglichen. Hier werden altersgerecht und spielerisch die Aufgaben und die Grundsätze der Bereitschaft vermittelt, auf diesem Weg kam auch Sabrina Jehs zur Tittmoninger Bereitschaft. Wer Spaß daran gefunden hat, kann ab sechs Jahren regelmäßig zu den Treffen der Jugendgruppe kommen. Diese finden jeden zweiten Samstag von 10 bis 12 Uhr in der Göllstraße statt. Zur Förderung der Gemeinschaft werden dort auch gemeinsame Ausflüge unternommen. Ab und zu dürfen die Kinder bei ersten Einsätzen mitfahren. Ab 16 Jahren kann man am aktiven Dienst erstmal hospitierend und ab 18 Jahren dann aktiv als Fachsanitäter teilnehmen.

Es gibt aber auch viele Quereinsteiger aus allen Altersgruppen. Monika Frank kam zum Beispiel zur Tittmoninger Bereitschaft, indem sie ihrem Bruder und den anderen Aktiven vor Ort eine Kuchenspende während des Burgfestes 2002 vorbeibrachte. Kurz darauf hatte sie den Mitgliedsantrag bereits unterschrieben. Auch Krankenschwestern, die aus Gründen der Familienplanung nicht mehr Vollzeit arbeiten, engagieren sich bei den Bereitschaften. Je nach Interesse kann jeder etwas beitragen, von der Versorgung mit Essen und Getränken bei Sanitätsdiensten bis zur technischen Unterstützung zum Beispiel beim Funkverkehr.

Veranstaltungen

Vom Roten Kreuz werden jährlich Bildungsrallyes für das Jugendrotkreuz veranstaltet. Im Landkreis Traunstein findet diese im April 2024 in Tittmoning statt. Es gilt dann, an zehn bis 12 Stationen verschiedenste altersgerechte Aufgaben zu erfüllen. Teilnehmen können alle im Alter zwischen 6 und 26 Jahren. Man muss sich beweisen in Erste-Hilfe-Praxis, aber auch im Kreativteil, an Spielstationen und auf Fragebögen. Die Siegermannschaft kommt dann weiter auf die Bezirksebene und kann sich bis auf Landes- und Bundesebene weiterqualifizieren.

Eine gute Informationsmöglichkeit über die Arbeit der Bereitschaft sind Veranstaltungen wie die „Blaulicht-Meile“, die während des Stadtfestes 2023 von allen Rettungskräften gemeinsam gestaltet wurde. Vor Ort waren das THW, die Feuerwehren, das Rote Kreuz, die Wasser- und die Hundestaffel, die Rettungsdienste und auch das Hospiz-Mobil wurde präsentiert. Mit diesem werden letzte Wünsche von Sterbenden erfüllt, wie zum Beispiel der Besuch von Orten, die für die betroffenen Person von besonderer Bedeutung sind. Im Rahmen der „Blaulicht-Meile“ wurden Übungen absolviert und durch fachlich versierte Kommentatoren erläutert. Eine ähnliche Veranstaltung in etwas kleinerem Umfang ist für September 2024 geplant.

Welche Ausbildungen sind möglich und nötig?

Grundvoraussetzung für die aktive ehrenamtliche Mitarbeit bei der Bereitschaft Tittmoning ist der Nachweis eines Erste-Hilfe-Kurses. Darauf aufbauend kann man sich in 50 Stunden für den aktiven Sanitätsdienst ausbilden lassen. Deutlich mehr Aufwand ist dann für die Weiterbildung zum Rettungssanitäter nötig. Dafür muss man mit mehr als 500 Fortbildungsstunden rechnen.

Regelmäßige Bereitschaftsabende und Einsätze in Notfällen

Jeden Monat trifft sich die Bereitschaft Tittmoning im Schulungsraum der FW Tittmoning zu einem Bereitschaftsabend. In den Januartreffen wird gemeinsam ein Ausbildungsplan für das laufende Jahr erstellt. In Vorträgen und Übungen werden dann übers Jahr verteilt unterschiedlichste Themen behandelt. Es gibt Hygiene-Schulungen und Übungen mit dem Defibrillator, es wird kontrolliert, ob alle noch gültige Führerscheine besitzen, Dr. Michael Schober aus Kay hält Arztvorträge zu verschiedenen Themen, gemeinsam werden alle Fahrzeuge geputzt oder es gibt Praxistage, bei denen zum Beispiel das Zelt der Bereitschaft komplett aufgestellt und ausgestattet wird.

Wichtig für die Arbeit der Bereitschaft ist ein harmonisches Miteinander im Team. Dafür gibt es neben der fachlichen Ausbildung immer wieder gemeinsame Ausflüge und Veranstaltungen, bei denen man zusammenwachsen kann, um die oft anspruchsvollen Einsätze bei Unfällen gut bewältigen und hinterher verarbeiten zu können. Besonders im Gedächtnis geblieben ist der Einsatz bei dem Hausbrand in Kirchheim im vergangenen Jahr und der Busunfall in Inzell, bei dem die schnelle Einsatzgruppe gefordert war. Schlimmere Verletzungen gab es auch schon beim Burgfest, bei dem sich ein Feuerschlucker in Brand gesetzt hatte, oder beim Motorradrennen, bei dem ein Fahrer mit der Hand in die Kette seines Fahrzeugs geriet. In schweren Fällen steht betroffenen Angehörigen der Unfallopfer die psychosoziale Akuthilfe des DRK mit ausgebildeten Mitarbeitern zur Seite. Für die psychosoziale Unterstützung von Einsatzkräften sind kollegiale und psychosoziale Ansprechpartner zuständig, die selbst Einsatzkräfte der Rettungsdienste und Bereitschaften sind und sich für die kollegiale Begleitung ihrer Kollegen im Umgang mit Stress und Belastungen qualifiziert haben.

Monika Frank und Sabrina Jehs, und ebenso alle anderen Mitglieder der Bereitschaft, freuen sich immer über Interesse an ihrer Arbeit. Wer unkompliziert Kontakt mit ihnen aufnehmen möchte, findet sie in der Regel bei Veranstaltungen beim Zelt der Bereitschaft, immer zu einem Gespräch bereit. Weitere Informationen zu den Bereitschaften des BRK findet man auf der Webseite

Ute Sesselmann