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Zukunftsfähige Wärmeversorgung für Tittmoning

Die Stadt Tittmoning entwickelt in Zusammenarbeit mit dem Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel derzeit eine zukunftsfähige Lösung für Wärmeversorgung für das neue Wohngebiet „Am Alten Bahnhof“. Kurzfristig sollen die Gebäudekomplexe dort versorgt werden, langfristig ist angedacht, das Wärmenetz auszubauen.

Für das Wohngebiet in Kay, das aus Einfamilienhäusern besteht, haben die Berechnungen zwar ergeben, dass die zentrale Wärmeversorgung (entsprechend dem Standard KW55) unwirtschaftlich wäre. Beim Wohngebiet „Am Alten Bahnhof“ stellt sich die Situation aber völlig anders dar: Hier werden Mehrfamilienhäuser mit drei- oder sogar viergeschossigen Gebäuden entstehen, in denen ca. 160 Wohnungen untergebracht werden sollen. Dieser verdichtete Wohnungsbau macht die Versorgung mit einem Wärmenetz in Tittmoning deutlich wirtschaftlicher.

In Zukunft würde sich dann zunächst der Anschluss der Altstadt und des Unteren Burgfelds anbieten. Eher noch langfristiger der des Wohngebiets im Norden Tittmonings, Kirchheims und des Hüttenthaler Feldes. Eine Zusammenarbeit mit den Gewerbebetrieben sowohl als Abnehmer als auch als Einspeiser wäre sehr wünschenswert.

Welche Wärmequellen kommen zur Wärmeversorgung in Frage?

Als Wärmequellen werden derzeit verschiedene Alternativen durchgespielt. Dabei macht die Regierung in Berlin mit ständigen Novellen zum Gebäude-Energie-Gesetz den Kommunen die Planung und Umsetzung der Energiewende vor Ort nicht gerade leichter. Anbieten würde sich eine Hackschnitzelheizung, wie sie bereits als kleines Nahwärmenetz für Schule und Kindertageseinrichtungen seit Jahren erfolgreich läuft. Dem steht der Streit um die Einstufung von Holz als CO2-neutrale Energiequelle entgegen. Eine Übergangslösung wäre damit aber bis 2030 möglich.

Tiefengeothermie, wie sie in Kirchanschöring, Halsbach oder Kirchweidach diskutiert beziehungsweise bereits praktiziert wird, wäre auch für Tittmoning eine elegante Lösung der Wärmeversorgung. Hier gibt es allerdings noch viele Unsicherheiten. Nicht alle Bohrungen sind erfolgreich und die relativ hohen Anfangsinvestitionen müssten erst einmal gestemmt werden. Als Zeitraum für die Entwicklung eines Wärmenetzes auf Basis Tiefengeothermie müsste man mindestens zehn Jahre ansetzen.

Eine weitere Alternative zur Einspeisung wären Wärmepumpen, die das Grundwasser nutzen. Die Arbeitszahl, das ist das Verhältnis von eingesetzter elektrischer Energie zu erzeugter Wärmeenergie, liegt bei Grundwasserwärmepumpen deutlich über der von Luftwärmepumpen. Deutlich höher wäre die Arbeitszahl nur bei gleichzeitiger Nutzung der Tiefengeothermie (bis zu 30), was bei dieser Wärmequelle die höheren Investitionen zu Beginn rechtfertigen würde.

Umsetzung soll beginnen

Mitte Juni (nach Redaktionsschluss) präsentierte das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel den Masterplan für ein Fernwärmenetz in Tittmoning. Der erste Schritt in der Umsetzung wäre nun die Errichtung eines Kraftwerks auf Basis Hackschnitzel auf der Fläche des alten Bauhofs. Es soll die Zeit bis zum Aufbau eines größeren Fernwärmenetzes überbrücken und die Gebäude auf dem Gelände „Am Bahnhof“ übergangsweise mit Wärme versorgen. Die nächsten Schritte sollen dann zügig zusammen mit einem Planungsbüro umgesetzt werden.

Der Stadtverwaltung liegt sehr daran, möglichst vielen Anwohnern und anderen Abnehmern der Anschluss an das Wärmenetz zu ermöglichen. Deshalb wird im Rathaus eine Hotline eingerichtet, an die man sich bei allen Fragen rund um den Fortschritt des Fernwärmenetzes wenden kann. Auch ganz besonders bei Unsicherheiten, ob es sinnvoller ist, einen möglichen Anschluss abzuwarten oder in eine neue Heizung zu investieren.

Ute Sesselmann