Fair Play Fußball in Tittmoning

Fair Play: eine runde Sache

Wie man mit Fußbällen die Welt verbessert

Im November beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Es wurde im Vorfeld viel diskutiert über Sport und Menschenrechte, über Vergabekriterien und einen möglichen Boykott. Dabei rückte wieder einmal ins Bewusstsein, dass wir mit unserem täglichen Handeln – beim Einkaufen, aber auch beim Sport, in der Arbeit, Schule und Freizeit – darüber mitbestimmen, ob und wie Menschen weltweit leben können und wie unser Planet sich weiterentwickelt. Auch wenn andere über den Austragungsort der WM entscheiden: Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung kann jede und jeder Einzelne durch sein Verhalten mit verwirklichen helfen, auch im Fußball.

Nachhaltige Entwicklung bedeutet, dass Entwicklung so gestaltet wird, dass alle Menschen weltweit gleiche Entwicklungsmöglichkeiten haben, die Bedürfnisse der gegenwärtigen Generation befriedigt werden und dabei die Interessen nachfolgender Generationen ausdrücklich berücksichtigt werden.“

www.unicef.de/informieren/ueber-uns/unicef-international/neue-entwicklungsziele/entwicklungsziele-verstaendlich-erklaert

Diese Ziele wurden als umfassendes Nachhaltigkeitskonzept 2015 von allen Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verabschiedet und gelten für alle Staaten dieser Welt. Arme wie reiche Länder müssen dazu beitragen, die in der Agenda formulierten Ziele bis zum Jahr 2030 zu erreichen und unsere Welt so zu gestalten, dass in Zukunft alle Menschen die gleichen Chancen auf ein gesundes und zufriedenes Leben in Freiheit und Sicherheit haben.

Das große Ziel ist nur mit vielen kleinen Einzelschritten erreichbar. Die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt und Bayerischen Eine-Welt-Kommune Tittmoning trägt regelmäßig mit Informationsveranstaltungen dazu bei, die Ideen und Ziele einer nachhaltigen globalen Entwicklung weiterzutragen. Im Herbst steht dabei ein Thema auf der Tagesordnung, zu der Tittmoning schon einiges beigetragen hat: Fair Play im Bereich Fußball.

Dabei geht es nicht um Foulspiel auf dem Rasen, sondern darum, dass Schule und Vereine – und möglichst viele Privatleute – auf billig produzierte Fußbälle konventioneller Anbieter verzichten, die oft in Billiglohnländern ohne soziale Absicherung hergestellt werden, häufig unter Einsatz ausbeuterischer Kinderarbeit und Belastung der Umwelt. Die Alternative sind Fußbälle aus zertifiziert Fairem Handel. Das Fairtrade-Siegel garantiert neben dem Verzicht auf ausbeuterische Kinderarbeit, gleichen Löhnen für Frauen und Männer und einem fairen Preis für die Hersteller auch die Zahlung einer Fairtrade-Prämie, die direkt bei den Arbeitnehmenden landet. Damit werden etwa Energie-Sparprogramme, Trinkwasseranlagen, Unterstützung bei der Schulausstattung der Kinder oder medizinische Vorsorge finanziert. Den Arbeitnehmenden sind durch Fairtrade-Verträge auch umfangreiche Sozialleistungen wie Renten-, Kranken- und Sozialversicherung garantiert. Fair Play bedeutet hier also globale soziale Verantwortung.

Fair Play im Bereich Fußball: Übergabe der Fairtrade-Bälle in Tittmoning am alten Sportplatz

Seit einem Unterrichtsprojekt an der Fairtrade-Grundschule Tittmoning im Sommer 2015, als Gertraud Nachbichler und Monika Lechner die Schülerinnen und Schüler der dritten und vierten Klassen über die Produktionsbedingungen von Fußbällen in Pakistan aufklärten, steht das Thema „Faire Fußbälle“ auf der Agenda der Steuerungsgruppe. Im Mai 2018 wurden die Jugendabteilungen der beiden heimischen Fußballvereine sowie die Schule mit Trainingsbällen aus Fairem Handel ausgestattet. Die Erfahrungen damit waren so gut, dass bis heute mehrfach nachbestellt wurde. Beim Fairen Fußball-Quiz Bayern gewann der SV Kay vor einem Jahr außerdem zwei weitere „faire“ Bälle (wir berichteten).

Seit dem Frühjahr schließlich bekennen Stadt und Vereine sich gemeinsam auf den Banden der beiden Fußballplätze deutlich sichtbar zu „Fair Play“ beim Fußball. Damit will man auch andere Vereine anregen, durch den Kauf fair gehandelter Bälle ihren Beitrag zu einer nachhaltigen globalen Entwicklung zu leisten. Information und Aufklärung sind der erste Schritt, um einen Wandel einzuleiten.

Deshalb lädt die Steuerungsgruppe jetzt in Zusammenarbeit mit der ILE Zukunftsregion Rupertiwinkel und ihrer neuen Koordinatorin kommunaler Entwicklungspolitik Kathrin Ziegler zu einer öffentlichen Veranstaltung zum Thema „Bälle aus Fairem Handel“ ein. Robert Weber von der BadBoyz-Ballfabrik Nürnberg wird sein Unternehmen, dessen Ziele, Strategien und Produkte am 13. Oktober um 19 Uhr 30 im Saal beim Wirt z’Kay vorstellen. Neben Fußbällen produziert BadBoyz übrigens auch Hand- und Volleybälle. Die Aktiven erhoffen sich regen Besuch auch aus den benachbarten ILE-Gemeinden und Fairtrade-Kommunen, von Ball-Aktiven und Vereinsvorständen, aus Lehrerkollegien und Sportlerfamilien.

Der Eintritt zu diesem Informationsabend ist frei.

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau