Repair Café Tittmoning: Reparieren statt Wegwerfen

Repair Café in Tittmoning: Reparieren statt Wegwerfen

Eine weltweite Bewegung – jetzt auch bei uns!

2431 Repair Cafés (oder Reparatur-Cafés) gibt es weltweit, Stand Ende August: in den Niederlanden, wo die Bewegung ihren Anfang nahm, aber auch in Belgien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den USA… bis hin nach Indien und Japan. 36.465 Ehrenamtliche reparieren geschätzt 43.758 Gegenstände pro Monat – so liest man auf der Website repaircafe.org.de. Und ab Samstag, den 15. Oktober, gibt es auch eines in Tittmoning: von 9 bis 12 Uhr findet das erste Reparatur-Treffen im Jugendtreff in der Lutzengasse 5 statt. Geplant ist das Reparatur-Café Tittmoning vorerst halbjährlich. Wenn es gut angenommen wird, möglicherweise auch öfter.

Worum geht es?

An diesem Tag unterstützen ehrenamtliche ­Reparateure – Experten und Tüftler – die Besucher dabei, Defekte an mitgebrachten Gebrauchsgegenständen zu untersuchen und im besten Falle gemeinsam zu reparieren. Für verschiedene Reparaturen aus den Bereichen Elektronik, Fahrrad, Textil, Holz u.a. stehen Reparaturfachkundige sowie die notwendigen Materialien und Werkzeuge vor Ort bereit. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt – repariert wird hier in entspannter, gemütlicher Atmosphäre bei Kaffee aus fairem Handel und Kuchen gegen eine kleine Spende. Bis 11:45 Uhr können Besucher mit zu reparierenden Gegenständen vorbeikommen.

Wer organisiert das?

Michael Wieland, Initiator des Reparatur-Cafes in Tittmoning
Michael Wieland ist Initiator des Reparatur-Cafes in Tittmoning.

Der Tittmoninger Michael Wieland, bei seinen Nachbarn im Hüttenthaler Feld auch als „Bastel-Wastl“ bekannt und von Beruf Chemieingenieur, ist der Initiator und Organisator des Projekts. Er wurde durch einen Zeitungsbericht über das Repair Café Laufen-Oberndorf auf die Bewegung aufmerksam. Von Barbara Pavia, Ansprechperson für das Repair Café Laufen-Oberndorf, und bei ­reparatur-initiativen.de, einer Netzwerkstelle rund ums nicht-kommerzielle, ehrenamtliche gemeinsame Reparieren, erhielt er Unterstützung für seine Idee, so etwas auch in Tittmoning anzubieten. Ihm war klar, dass er dazu noch einige Fachleute brauchte. „Ich repariere gerne, mal ein Fahrrad, mal eine Küchenlampe, aber ich bin kein gelernter Handwerker,“ gibt Wieland bescheiden zu. Schnell fanden sich im Tittmoninger Bekanntenkreis ein paar Freiwillige, die das Kernteam bilden: Andreas Weber ist Elektriker von Beruf, Ralf Jungkunz Umwelttechniker, und Hans Ölkrug macht „alles mit Holz“. Bei Redaktionsschluss war man noch auf der Suche nach fachkundiger Unterstützung im Bereich Textilien und Nähen. Verstärkung durch hilfsbereite Könner*innen ist immer willkommen. Wer handwerkliches Geschick und Spaß am Reparieren hat, kann sich gerne unter der genannten Email-Adresse oder Telefonnummer als Reparateur anmelden.

Warum reparieren?

Michael Wieland erkannte die Chance, mit seinem Hobby einen Beitrag zur Nachhaltigkeit zu leisten: In Europa wird viel zu viel weggeworfen und neu gekauft. Gerade die junge Generation steht oft hilflos vor kaputten Gebrauchsgegenständen. Das Reparieren ist leider in Vergessenheit geraten, dabei sind es oft nur kleine Defekte, die mit etwas Geschick und Erfahrung behoben werden können. Durch das gemeinsame Reparieren setzen engagierte Bürgerinnen und Bürger ein Zeichen gegen eine sorglose Wegwerf-Gesellschaft, vermeiden Müll und schonen wertvolle natürliche und menschliche Ressourcen, weil Gebrauchsgüter länger nutzbar bleiben. Die Grundstoff- und Energiemenge, die für die Herstellung neuer Produkte erforderlich ist, wird somit gespart. Das gilt auch für die CO2-Emissionen. Dabei spart man auch noch Geld, und die wieder instand gesetzten Gegenstände, die ja auch eine Geschichte haben, erfahren neue Wertschätzung, statt auf dem Müll zu landen. Reparieren ist ein Einstieg zu bewusstem Konsumverhalten.
Warum im Café?

Repair Café Tittmoning: Der Raum im JUZ
Der Jugendtreff hat eine eigene Werkstatt, die für das Reparatur-Café genutzt wird.

Beim gemeinsamen Werkeln, beim Warten und Zuschauen erfahren Menschen bei einer Tasse Kaffee Grundlagen der Technik und bekommen einen Blick dafür, was reparierbar ist. Die Helfer teilen ihr Wissen über das Reparieren, also die handwerklichen Grundlagen. Laien und Experten arbeiten gemeinschaftlich zusammen, geben Hilfe zur Selbsthilfe und tauschen Erfahrungen aus, oft entsteht ein Dialog der Generationen. Dass in Tittmoning das JUZ als Ort für das Reparatur-Café gewählt wurde, lässt hoffen, dass das auch bei uns der Fall sein wird.

Im JUZ bleiben die Jugendlichen normalerweise unter sich. Für das Reparatur-Café wird eine Ausnahme gemacht
Im JUZ bleiben die Jugendlichen normalerweise unter sich. Für das Reparatur-Café wird eine Ausnahme gemacht.

Es geht dabei nicht um kostenlosen Reparatur-Service, sondern um Hilfe zur Selbsthilfe. Menschen aus der Nachbarschaft treffen am Reparaturtisch aufeinander und verbringen eine gute Zeit miteinander – das stärkt den lokalen Zusammenhalt und schafft neue Bekanntschaften. Deshalb gehören Kaffee und Kuchen ebenso zum Reparatur-Café wie Schraubenzieher und Lötkolben.

Email: reparaturcafe-tittmoning@t-online.de, Telefon: 08683 / 7288
(Quellen: Pressemeldung ­Reparaturcafé Tittmoning, www.reparatur-initiativen.de, www.repaircafe.org.de)

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau