Brücknergelände, Alter Bahnhof, Wohnbau,

Brücknergelände – vom Werksgelände zum urbanen Wohngebiet

Unter derselben Überschrift hat die SchauRein! genau vor einem Jahr darüber informiert, dass auf dem „ehemaligen Brücknergelände“ ein zukunftsweisendes Wohnbaugebiet entstehen soll. Der Ausblick war damals noch recht vage, der städtebauliche Wettbewerb bei Redaktionsschluss gerade erst entschieden, eine erste Bürgerinformationsveranstaltung geplant.

Diese fand auch statt, allerdings unter Coronaauflagen, also mit eingeschränkter Platzzahl: Am 5. Oktober 2020 waren in der Schulturnhalle alle zulässigen Plätze besetzt, vor allem mit Anliegerinnen und Anliegern, die ihre Fragen und Bedenken vorbrachten. Die Tageszeitung berichtete ausführlich, ebenso das Regionalfernsehen. Die erste Ausgabe des neuen Tittmoninger „Stadtblatts“ hatte ebenfalls auf einer ganzen Themenseite über die Planungen informiert. Nun sind ein Jahr später wieder zwei öffentliche Bürgerinformationsveranstaltungen zum Thema geplant. Dass es nicht früher möglich war, ist vor allem Corona geschuldet. Die Pandemie und die damit verbunden Einschränkungen des öffentlichen Lebens machten größere Veranstaltungen für lange Zeit unmöglich. Wenn es nach Bürgermeister Andreas Bratzdrum gegangen wäre, hätte ein intensiver Dialog mit der Öffentlichkeit von Anfang an alle Schritte begleitet, allein: die Umstände ließen es nicht zu.

Brücknergelände, Alter Bahnhof,

Reges Interesse beim Infoabend im Oktober 2020

Neue Projektwebsite und Bedarfsabfrage

Untätig aber waren Stadtrat und Verwaltung in diesem letzten Jahr keineswegs. Das Mögliche wurde getan. Innerhalb weniger Monate ist die neue Projektwebsite www.alterbahnhof-tittmoning.de entstanden, auf der sich jede und jeder ausgiebig über das geplante Quartier, über Möglichkeiten zukunftsfähigen Wohnungsbaus sowie denkbare Wohn- und Eigentumsformen informieren kann. Für Auswärtige, die zuziehen möchten, wird Tittmoning auf der Seite kurz vorgestellt, und in der Rubrik „Aktuelles“ berichtet ein Baustellentagebuch fortlaufend vom Fortschritt auf dem Baufeld, Entscheidungen des Stadtrats und anderen wichtigen Schritten im Planungsverfahren.

Auf der Website ist auch die online-Teilnahme an der Bedarfsabfrage möglich, mit welcher die Stadtverwaltung den Wohnraumbedarf in Tittmoning sehr konkret ermitteln möchte. Der Fragebogen ist auch in Papierform im Rathaus erhältlich Rahmendaten zum Wohnraumbedarf in Tittmoning kann man freilich schon der jüngsten Sozialraumanalyse entnehmen: Siedlungen mit Einfamilienhäusern sind in letzter Zeit an vielen Stellen in Tittmoning entstanden bzw. projektiert worden, vom Hüttenthaler Feld bis Kay-Mitte, von Asten bis zum Pillerfeld.

In der Stadt werden jetzt vor allem Geschoßwohnungen benötigt, kleinere Wohneinheiten, besonders auch günstige Mietwohnungen im geförderten Wohnungsbau. Aber die Bedarfsabfrage geht tiefer ins Detail: Wollen Sie eine Wohnung mieten oder kaufen? Sich in einer Baugemeinschaft oder Genossenschaft organisieren? Haben Sie Interesse an einer Wohngemeinschaft, zum Beispiel für Auszubildende oder Senioren? Welche Wohnfläche benötigen Sie, wie viele Zimmer? Für wie viele Personen? Welcher Quadratmeterpreis ist für Sie noch erschwinglich? Legen Sie Wert auf Garten oder Balkon? Auf Barrierefreiheit oder Zugang zu einem Co-Working-Space? Benötigen Sie einen Stellplatz oder sogar mehrere für eigenen PKW, für Fahrräder? Oder haben Sie Interesse an Car-Sharing, an einem Verleih für Lastenräder oder an einer Ladestation für E-Autos? Welchen der neun geplanten Gebäudekomplexe würden Sie bevorzugen? Diese und andere Fragen können hier anonym beantwortet werden, damit die Verantwortlichen bei der Stadt möglichst bedarfsgerecht planen und die Informationen an künftige Bauträger weitergeben können. Zwar ist die erste Runde der Bedarfsabfrage, die Mitte Juni mit der neuen Website gestartet ist, Ende September zu Ende gegangen, bald wird es erste Ergebnisse geben. Doch die Umfrage läuft weiter. Wer in Tittmoning Wohnraum sucht und sich für das neue Quartier interessiert, sollte unbedingt teilnehmen.

­https://tittmoning.typeform.com/to/ZmSohgWY

Erschließen, verkaufen, bauen

Die Erkenntnisse aus dieser Umfrage sollen als Orientierungshilfe für die weitere Planung dienen. Ob die Stadt selbst auch als Bauherrin auftritt, ist noch offen. Zunächst geht es darum, den städtebaulichen Entwurf in einen Bebauungsplan umzusetzen, das Gelände zu erschließen und die insgesamt zehn Grundstücke in sieben Baufeldern zu veräußern, auf denen der geplante Geschoßwohnungsbau realisiert werden soll. Mögliche Erwerber können bauwillige Unternehmen oder Privatpersonen wie Bauträger, Sozialunternehmen, Baugemeinschaften, Baugenossenschaften sein – oder eben die Stadt baut selbst. Mit der Vergabe bzw. Veräußerung des Baugrunds kann voraussichtlich Anfang 2022 begonnen werden; Baustart für die ersten Gebäude könnte damit bereits Ende 2022 oder Anfang 2023 sein.

Den Vorentwurf zum Bebauungsplan mit integriertem Grünordnungsplan hat der Stadtrat im April genehmigt, die Erstellung eines Energienutzungsplans wurde bereits im Februar in Auftrag gegeben. Bei einer ganztägigen Exkursion nach München im Juli haben ein großer Teil des Stadtrats, Erster Bürgermeister Andreas Bratzdrum und Geschäftsleiter Walter Schöberl sich drei zukunftsweisende Wohngebiete in München angesehen und dabei wichtige Erkenntnisse für die Planungen zum neuen Tittmoninger Wohnquartier „Am Alten Bahnhof“ gewonnen. Im Fokus standen Organisationsformen wie Baugenossenschaften und -gemeinschaften sowie zukunftsfähige Konzepte für Seniorenwohnen, Mobilität, Energieversorgung und Bauen mit Holz. Die Abrissarbeiten auf dem ehemaligen Brückner-Gelände, das jetzt ganz offiziell den Namen „Am Alten Bahnhof“ trägt, werden bei Redaktionsschluss Ende August nach zweiwöchiger Sommerpause gerade abgeschlossen, mit geringfügiger Verspätung gegenüber der ursprünglichen Planung. Altlasten wurden bei der Untersuchung des Abbruchmaterials bislang nicht entdeckt, eine flächendeckende Rasterbeprobung des Bodens wird nach Abschluss der Abbrucharbeiten auf dem ehemaligen Bahnareal und Industriegelände noch durchgeführt. Insofern läuft bisher alles weitgehend nach Plan.

Veranstaltungen im Oktober

Für Oktober sind nun, wie gesagt, endlich wieder öffentliche Veranstaltungen zum neuen Quartier geplant: Bei der Auftakt-Veranstaltung auf dem Baufeld am 9. Oktober ab 14 Uhr haben Anwohner und die interessierte Öffentlichkeit die Gelegenheit, das Areal, auf dem bald ein neuer Stadtteil entstehen wird, zu besichtigen und ein Gefühl für die Dimensionen des Projekts zu bekommen. Ein Panoramablick über das Gelände mit der Drehleiter der Freiwilligen Feuerwehr ermöglicht eine ganz besondere Perspektive auf das Zukunftsprojekt „Am Alten Bahnhof“. Außerdem wird an diesem Tag eine Litfaßsäule am Baufeld eingeweiht, die künftig stets aktuell vor Ort informieren soll. Nicht zuletzt will man mit dem Abrissunternehmer und den Anliegern das erfolgreiche Ende der Abrissarbeiten feiern, die über lange Wochen zu starker Lärmbelastung geführt haben. Beim Bürger-Infomarkt in der Schulturnhalle am Freitag, dem 15. Oktober, ab 19 Uhr berichten dann Fachleute aus erster Hand: Wie organisiere ich Bauen und Wohnen in Genossenschaft oder Baugemeinschaft? Welche Möglichkeiten eröffnen Seniorenprojekte? Was gilt es beim geförderten Wohnungsbau zu beachten? Als Referent*innen vor Ort sind u.a. Christian Stupka von der GIMA München, Kalliopi Garouba (Beraterin und Projektentwicklerin für Baugemeinschaften und Genossenschaften) sowie Alfred Bergmiller vom Münchner Seniorenprojekt ALIA, der schon die Tittmoninger Delegation im Juli mit seinen Erfahrungen aus erster Hand beeindruckt hat. Zu Beginn werden Erster Bürgermeister Andreas Bratzdrum und Prof. Hebensperger-Hüther vom Architekturbüro H2R über den aktuellen Planungsstand informieren, und im Anschluss können sich die Besucherinnen und Besucher dann an verschiedenen Ständen in familiärer Atmosphäre und im persönlichen Gespräch weiterführend zu den einzelnen Themen informieren und sich an Stehtischen untereinander und mit den Fachleuten austauschen.

Ob und in welcher Form die geplanten Veranstaltungen tatsächlich stattfinden können, hängt vom weiteren Verlauf des Pandemiegeschehens ab. Bitte, informieren Sie sich aktuell. Eine Anmeldung wird für den Info-Abend am 15. Oktober in jedem Fall erforderlich sein.

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau

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