Die Burgmuseen öffnen wieder!

Ausstellungen auf der Burg, im Burgmuseum und im Heimatmuseum zeigen alte Kulturgüter

Richard Ruhland, Andreas Bratzdrum und Michael Neureuther bei der Uhrwerk-Übergabe im Grabkreuzraum

Pünktlich zum 1. Mai beginnt in Tittmoning heuer wieder die Museumssaison und die Burgmuseen öffnen wieder. Besonders ist in diesem Jahr, dass die Eröffnung mit dem Colloredomarkt-Wochenende zusammenfällt. Die Burg- und Stadtführer freuen sich ganz besonders auf zahlreiche Interessierte aus nah und fern, die den Besuch des großen Kunst- und Handwerksmarktes in der Burganlage mit einer Besichtigung der historischen Schätze verbinden, die das alte Gemäuer birgt.

Dazu gehört neben den interaktiven Stationen rund um das traditionelle Gerberhandwerk im Gerbereimuseum und dem Museum Rupertiwinkel mit seiner überregional beachteten Schützenscheibensammlung seit zwei Jahren auch ein besonderes Prunkstück: ein massives Uhrwerk aus Eisen mit Kurzpendel und Stundenschlagwerk, das der in ganz Europa tätige Salzburger Hofuhrmacher Jeremias Sauter Ende des 17. Jahrhunderts, in der Blütezeit des Barock, für den kunstsinnigen Salzburger Erzbischof Johann Ernst von Thun und Hohenstein anfertigte.

Unbedingt sehenswert: das restaurierte Sauter-Uhrwerk

Geschaffen für die damals neu gebaute Michaelskapelle, befand sich das Uhrwerk dort ursprünglich in der Uhrstube auf dem Dachboden, das Zifferblatt war im Giebelfeld der Fassade angebracht, die Glocke im Turm. Das äußerst genau konstruierte und kunstvoll ausgeführte Uhrwerk, das nach seinem Abbau im Heimatmuseum aufbewahrt wurde, ist über die Jahrhunderte nahezu unverändert erhalten geblieben und damit eine Besonderheit.

Das alte Uhrwerk von Jeremias Sauter

Das alte Uhrwerk von Jeremias Sauter

Auf Betreiben und kundig begleitet von Museumsleiter Richard Ruhland und mit großzügiger Unterstützung der privaten Klaproth-Stiftung, wurde es von dem Historiker und Theologen Michael Neureiter, einem Experten für die Rettung und Reparatur alter Uhren aus Kirchen, Kapellen und Schlössern, unter Mithilfe von Schmiedemeister Hans Otty grundlegend saniert und ist jetzt seit Mai 2020 im Grabkreuzraum der Burg ausgestellt, wo es im Schaubetrieb in voller Funktion bestaunt werden kann. Mit einmal Aufziehen läuft die Uhr ein paar Stunden. Den neuen Uhrstuhl spendete die Firma Lechner Holzbau.

Die Rückkehr des restaurierten und revitalisierten Uhrwerks, ein Ereignis, das größere Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte, fiel unglückseligerweise in die Corona-Zeit. Bürgermeister Andreas Bratzdrum in seiner Funktion als Vorsitzender der Stiftung Museum Rupertiwinkel, Museumsleiter Richard Ruhland und der Vorstand des Historischen Vereins, Rainer Zimmermann, nahmen damals das Uhrwerk, ein bedeutendes Zeugnis Salzburger Handwerkskunst, in der Burg in Empfang. Eine größere öffentliche Veranstaltung, die auch das Engagement der Klaproth-Stiftung angemessen gewürdigt hätte, war leider nicht möglich.

Die Tittmoninger Burg- und Stadtführer wollen künftig zu besonderen Anlässen – wie eben jetzt zum Colloredomarkt, aber auch beim Museumswochenende Mitte Mai – spezielle Führungen zu diesem ganz besonderen Ausstellungsstück anbieten. Denn selbst wenn der Laie auch ohne Hilfe das transparente Ineinandergreifen der Einzelteile der Mechanik bewundern kann, so lenken fachkundige Erläuterungen darüber hinaus den Blick auf den originalen Spindelgang – eine Seltenheit – und handwerkliche Feinheiten wie die ursprünglich vergoldeten akanthusblattartigen Bekrönungen der Eckpfeiler, die mit Messing ausgekleideten Lager oder die „sehr exakten Gestellverbindungen“, die der Restaurator in seinem Aufsatz dazu im letzten „Salzfass“ beschreibt.

(Quelle: Michael Neureiter: „Das Uhrwerk Jeremias Sauters für die Schlosskapelle Tittmoning“. In: Salzfass. Heimatkundliche Zeitschrift des Historischen Vereins Rupertiwinkel e.V., 53. Jahrgang 2020/21, S. 33-46)

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau