Gartenbauvereine Tittmoning

Tittmoning hat’s gut: Tittmoning hat drei Gartenbauvereine

Nach Redaktionsschluss dieser SchauRein! haben bei allen drei Gartenbauvereinen im Gemeindegebiet Tittmoning am 17., 22. und 24. März Jahreshauptversammlungen mit Neuwahlen stattgefunden.

In Törring wollten nach Angaben der Vorsitzenden Rosi Balleisen einige „wichtige Stützen“ ihre Vorstandsposten abgeben, zum Glück gebe es gute junge Nachrücker. Sie selbst hoffte, es würde sich bis zur Versammlung auch für die Vereinsleitung ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin finden – sonst wollte sie sich wieder zur Verfügung stellen. Über kurz oder lang möchte sie das Amt aber gern in gute Hände abgeben.

Rosmarie Brunnmaier wollte nach 24 Jahren im Vorstand und 16 Jahren als Vorsitzende im GBV Kay-Asten ihren Posten abgeben und war sehr froh, dass sich mit dem nach Asten zugezogenen Sebastian Rau ein motivierter Nachfolger zur Verfügung stellt: „Für den Vorsitz eine Nachfolge zu finden, war sehr schwer.“ Der aus Unterfranken stammende Sebastian Rau, der bereit ist, den Vorsitz zu übernehmen, kam 2011 nach München, zog 2016 nach Kirchheim und vier Jahre später nach Asten. Er wurde Mitglied im Gartenbauverein, nachdem er dort Gartengeräte geliehen hatte. In Kirchheim und Asten bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv, übernimmt der leidenschaftliche Gartler jetzt gerne die Leitung des Gartenbauvereins und freut sich auf die neue Aufgabe.

In Tittmoning/Kirchheim sollte alles beim Alten bleiben: Martha Jäger übernimmt weiterhin die Verantwortung als Vorsitzende. Doch auch sie wird das Amt nicht mehr lange ausüben und würde sich über eine gute Nachfolge freuen.

Gleich drei Gartenbauvereine gibt es in Tittmoning, damit sind alle Gemeindeteile abgedeckt:

Der Verein für Gartenkultur und Landespflege e.V. Törring, wurde 1908 als „Obstbauverein Törring“ zum ersten Mal erwähnt. Auch bei der Neugründung 1925 lag der Schwerpunkt noch auf dem Obstbau. Der 1. Vorstand kam damals aus Wiesmühl, genau wie die heutige Vorsitzende Rosi Balleisen. Der Schwerpunkt der Vereinstätigkeiten verlagerte sich nach 1945 vom Obstbau zum Blumenschmuck. In den 1970er Jahren wurden die mehrtägigen Ausflugsfahrten immer wichtiger, später auch Gartenbesichtigungen in der näheren Umgebung. Von 25 Mitgliedern im Jahr 1925 wuchs der Verein stetig auf über 350 heute. 2013 wurde der „Verein für Gartenkultur und Landespflege Törring  e.V.“ dann zum eingetragenen Verein. Die Kindergruppe „Die Grashüpfer“ gibt es seit 2010. Das 90jährige Gründungsfest 2015, zu dem auch eine umfangreiche Vereinschronik entstand, wurde mit einem „Tag der offenen Gartentür“ begangen, zu dem etwa 7000 Besucher kamen – eine große Leistung nicht zuletzt des damaligen Vorstands Wolfgang Deinböck.

Den Gartenbauverein Kay-Asten gibt es seit 1905. Damals schlossen sich zwölf Astener und 21 Kayer, zumeist Bauern, zum „Obstbauverein Tittmoning und Umgebung“ zusammen. Nach dem Krieg wurden in beiden Dörfern je eigene Gartenbauvereine gegründet. Erst 1976, mit der Gebietsreform, vereinigten sich beide wieder als „Verein für Gartenbau und Landschaftspflege Kay-Asten“, der 1981 zum „Gartenbauverein Kay-Asten e.V.“ wurde. Rosmarie Brunnmaier leitet den Verein seit 2007.

Der Verein für Gartenbau und Landespflege e. V. Tittmoning/Kirchheim hat im letzten Jahr beim traditionellen Rosenfest mit Andacht am Müllerkreuz sein 120jähriges Bestehen gefeiert und ist damit der älteste der drei: 1902 wurde er als „Obstbau Sektion Tittmoning“ gegründet, vor vierzig Jahren wurde eine ausführliche Chronik des Vereins erstellt, im letzten Jahr dokumentierte beim Gründungsfest eine Ausstellung im Pfarrheim die Vereinsgeschichte. „Unsere Heimat gestalten und die Artenvielfalt erhalten“ hatte Martha Jäger beim Jubiläum als das zentrale Anliegen des Vereins formuliert: Das Miteinander für Umwelt und Natur stehen heute im Zentrum.

Die Tätigkeiten der Gartenbauvereine ähneln sich in allen Ortsteilen. Dazu sind das ganze Jahr über viele Mitglieder aktiv im Einsatz. Alle drei Vereine kümmern sich um die Ortsverschönerung, pflanzen, gießen und versorgen also Blumen auf Verkehrsinseln, bei Begrüßungstafeln und an Kapellen und Marterln. Sie gestalten Blumenschmuck bei kirchlichen Festen von Fronleichnam bis Erntedank, bieten Beratung und praktische Unterstützung bei der Gartenarbeit, übernehmen Baumpflege, pressen Obstsaft, organisieren Lehr- und Ausflugsfahrten und bieten einen Gartengeräte-Verleih an. Natürlich bedeutet die Vereinsarbeit auch das Pflegen von Geselligkeit: beim gemeinsamen Garteln und bei Festen, aber auch bei der gemeinsamen Freude am Garten als „Ort der Ruhe und Quelle der Lebensfreude“, wie es auf der Website der Törringer heißt. In ihrem Jahresprogramm stehen außerdem Fachvorträge über Obst- und Gartenbau sowie Kurse für Erwachsene, etwa zu Baumschnitt und Veredelung, und für Kinder, etwa Basteln mit Naturmaterialien. In der Kinder- und Jugendarbeit ist es allen drei Vereinen ein großes Anliegen, den Nachwuchs für die Natur zu sensibilisieren. Auch das Bewahren alter Sorten gehört heute mit zu den Aufgaben der GBVs. Gemeinsam haben sie auch an Tittmonings Landesgartenschau-Bewerbung mitgewirkt und sie unterstützt.

Es gibt aber durchaus Besonderheiten und unterschiedliche Schwerpunkte: Bei Gartenbesichtigungen in der näheren Umgebung holen die Törringer sich immer wieder neue Anregungen, so etwa im vergangenen Jahr bei Familie Thalhauser in Tittmoning, bei den Sagmeisters in Harmoning und den Aschls in Oed. Seit im ersten Coronajahr der Tittmoninger „Advent für die Seele“ ins Leben gerufen wurde, verleihen die Törringer Gartler dem Dorfplatz im Advent eine weihnachtliche Atmosphäre. Von diesem Frühjahr an gehört nach der Übergabe durch die Firma Kreuzer auch die Betreuung des Rosengartens am Vereinsheim zu den Aufgaben des Vereins. Für Kinder gibt es die „Grashüpfer“-Gruppe, die immer mit großem Eifer bei den Aktionen dabei ist und heuer mit Osterbasteleien startet. Um die Bedeutung gesunder Lebensmittel aus dem eigenen Garten hervorzuheben, haben die Törringer heuer schon erfolgreich eine Vorführung mit der Köchin und Kochbuchautorin Monika Reiter veranstaltet. 2025 steht bei ihnen das 100jährige Jubiläum an.

Gartenbauverein Törring
Der Gartenbauverein Törring zu Besuch im Garten von Familie Thalhauser.

Zu den Angeboten des GBV Kay-Asten gehört der Verleih verschiedenster Gartengeräte von der Aluleiter über Ast- und Heckenscheren bis zum Vertikutierer. Im Herbst wird mit der Mostpresse des Vereins eigener Obstsaft gepresst. Mit der Kindergruppe „Gartenwichtel“, der Schulkinder-Gruppe „Natur-Checker“ und einer Jugendgruppe wird hier die Nachwuchsarbeit großgeschrieben. Das möchte auch der designierte Vorsitzende Sebastian Rau so halten: „Da wollen wir dranbleiben.“

Der Gartenbauverein Kay-Asten mit einem Stand am Bauernmarkt.
Der Gartenbauverein Kay-Asten mit einem Stand am Bauernmarkt.

Die Tittmoning/Kirchheimer gestalten alljährlich die Osterbrunnen am Stadtplatz, im Burghof und in Kirchheim. Zur Ortsverschönerung gehört bei ihnen auch das regelmäßige Schmücken von Mariensäule und Müllerkreuz sowie das Bepflanzen der Blumenkästen am Stadtbach und in Kirchheim. Erst vor zwei Jahren wurde der „Vielfaltsgarten“ in der Wasservorstadt angelegt, der auch gepflegt werden will. Eigene Kinder- und Jugendgruppen hat man hier nicht, aber der GBV Tittmoning/Kirchheim beteiligt sich regelmäßig am Ferienprogramm der Stadt und schreibt jährlich Fotowettbewerbe für Kinder und Erwachsene zu Themen rund um Natur und Garten aus: Gesucht wurden zuletzt Lieblingsplätze und die schönste Sonnenblume, heuer geht es um Bäume. In diesem Zusammenhang hat der GBV auch kürzlich die Tittmoninger Kinderkrippe „Storchennest“ besucht, die unter den Gewinnern war. Gemeinsam denkt man über eine künftige Zusammenarbeit nach, um schon den ganz Kleinen Garten und Natur nahe zu bringen.

Der Verein für Gartenbau und Landespflege e. V. Tittmoning/Kirchheim bei einer Exkursion
Der Verein für Gartenbau und Landespflege e. V. Tittmoning/Kirchheim unternimmt eine Exkursion

Was ihnen wichtig ist? Die Freude am Garteln und an der Natur vermitteln, da sind sie sich einig. Rosi Balleisen legt Wert darauf, dass auch kleine Gärten und Balkone geschätzt werden ebenso wie die gesunden Lebensmittel, die hier jeder selbst anbauen kann. Durch Bewusstseinsbildung sind die Gartenbauvereine Akteure für Umwelt- und Naturschutz: Wer die Natur kennt, wird sie auch aus eigenem Antrieb schützen wollen; wer Pflanzen liebt, der schützt sie auch. Die Gartenbauvereine haben sich im Verlauf ihrer Geschichte gewandelt hat, sind aber ihren Kernanliegen treu geblieben.

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau