Krampuslauf 22 auf dem Stadtplatz

Krampuslauf in Tittmoning - 400 Krampusse am Stadtplatz

400 Krampusse geben der Tradition ein neues Gesicht

Der Cheimonas Diavolos e.V. richtet einen großen Krampuslauf am Stadtplatz in Tittmoning aus. Dazu werden 17 befreundete Gruppen aus Österreich und aus Bayern am 10. Dezember ab 18:00 Uhr zusammenkommen. Voraussichtlich wird der Heilige Nikolaus dann über 400 Kramperl gebieten. Sie werden am Stadtplatz Tittmoning nicht nur mit wilden Masken „umeinanderteufeln“, sondern vor allem Kinder beschenken und an den guten alten Brauch erinnern, als um den Nikolaustag (6. Dezember) Familien mit Kindern Besuch vom Nikolaus und seinem Knecht Ruprecht bekamen. Der weise Nikolaus las aus seinem goldenen Buch die Missetaten der Kinder vor und ermahnte sie, folgsam und artig zu sein. Schließlich beschenkte er die Kinder mit Obst und Süßigkeiten.

Am Anfang sei die Idee gestanden, sagt zweiter Vorstand Thomas Günthner, den allmählich abkommenden Brauch neu zu beleben. Die Kindererziehung könne ja mit „Artigkeit“, also angepasstem Verhalten, nicht mehr viel anfangen. Deshalb sei es weitgehend abgekommen, den Nikolaus einzuladen, damit er Lob und Tadel ausspreche, begleitet vom Krampus, der schon mit seinem wilden Aussehen einen Eindruck vom Bösen vermittelt, das auf Fehlverhalten folgen kann. Es sei einfach schade, wenn der schöne Brauch in Vergessenheit gerate. Aber er brauche eine neue Bestimmung. Der Krampus soll kein Kinderschreck sein und keine Drohungen ausstoßen; die Kinder sollen erfahren, dass die wilden Burschen ihr Vertrauen verdienen, dass sie von ihnen Geschenke annehmen und zur Erinnerung ein Foto machen dürfen.

„Cheimonas Diavolos“, auf Deutsch die Winterteufel, sind also keine Höllenmächte, der Name erinnert eher an das ausgelassene Herumteufeln als an etwas ernsthaft Böses. Aber die alte Angst vor dem Unheimlichen und Schrecklichen spiegelt sich trotzdem darin. So haben die Kramperl mit den im Gebirge beheimateten Perchten einen gemeinsamen Ursprung. Das sei, sagt Thomas Günthner, auch an den Masken und Gewändern zu erkennen.

Der Verein wurde ursprünglich in Mühldorf gegründet, hat aber seit 2021 seinen Sitz in Tittmoning. Hier habe man für das Experiment mit der Neuauflage eines alten Brauchs mehr Verständnis und Unterstützung erfahren. Als 2. Kommandant der Feuerwehr habe er auch auf ein persönlich erworbenes Vertrauen bauen können. Die Zusammenarbeit mit anderen Krampusgruppen der weiteren Region beiderseits der Salzach gehöre zur neuen Bestimmung – nicht als düstere Macht, sondern als offene Bewegung, die Kindern einen angstfreien Umgang mit dem Unheimlichen ermögliche.

Am Krampuslauf am Stadtplatz sollen Kinder, Eltern und Gäste gleichermaßen ihre Freude haben. Um die Kinder beschenken zu können, habe der Verein bei ansässigen Firmen um Spenden gebeten. Leider sei der Verein noch zu wenig bekannt, daher sei der Erfolg eher bescheiden gewesen. Es besteht Hoffnung, dass mit der Bekanntheit auch die Hilfsbereitschaft zunimmt.

Josef Wittmann