Geothermie, Nahwärme, Regionalwerk, Tittmoning, Wärmeversorgung

Ist Geothermie die Wärmeversorgung von morgen?

Das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel nahm seine Arbeit im Januar 2021 auf und bestellte mit DI (FH) Ing. Michael Perkmann einen versierten Fachmann zum ersten Vorstand des Kommunalunternehmens.

Die Gemeinden des Regionalwerks

Das Regionalwerk hat es sich zur Aufgabe gestellt, die Energieversorgung in der Region nach den Privatisierungswellen der letzten Jahrzehnte wieder zurück in die öffentliche Hand und zu den Kommunen zu führen. Michael Perkmann kommt aus der Praxis und hat bereits viel Erfahrung in diesem Bereich bei der Salzburg AG und hier auch bei der Zusammenarbeit mit dem Geothermie-Projekt in Kirchanschöring gesammelt.

In der letzten Februarwoche 2022 besuchte er die AG Energie in Tittmoning. Hauptthema des Treffens war es, eine zukunftsfähige Wärmeversorgung für die beiden neuen Baugebiete Kay-Mitte und „Am Alten Bahnhof“ zu finden. Basis der Diskussion waren die beiden Energienutzungspläne, die seit März 2021 durch das Institut für Energietechnik aus Amberg für diese Baugebiete erstellt wurden.

Sind die Energienutzungspläne mit ihren Wirtschaftlichkeitsberechnungen in erster Linie auf die derzeitige Rechts- und Fördermittelsituation ausgerichtet, so brachte Michael Perkmann eine neue und größere Dimension für die Wärmeversorgung der ganzen Region in die Diskussion.

Er präsentierte Kartenmaterial, auf dem einerseits bestehende Biogas- und Biomasse-Anlagen im Inn-Salzach-Gebiet, andererseits alle Geothermie-Anlagen, die derzeit geplant oder auch schon in Betrieb sind, dargestellt waren. Diesen wurden Hotspots gegenübergestellt, bei denen größerer Wärmebedarf vorhanden ist.

Würde man nun zum Beispiel die Kommunen im Inn-Salzach-Gebiet mit einem Leitungsnetz verbinden, in das Geothermie, Biogas- und Biomassebetriebe und Industriebetriebe ihre überschüssige Abwärme einspeisen, so könnte man mit diesem Netz einen Großteil der Wärmeversorgung vor Ort abdecken. Martin Perkmann sieht eine gute Chance, dass man ein solches Wärmenetz in fünf bis zehn Jahren realisieren kann.

Das bedeutet für die aktuellen Projekte in Tittmoning, dass man diese Option berücksichtigen sollte. Durch langfristige und vorausschauende Planung kann auf der Basis der Energienutzungspläne aus Amberg unter Einbeziehung der langfristigen Pläne des Regionalwerks eine kurzfristig machbare und wirtschaftliche Wärmeversorgung gestaltet werden. Gleichzeitig kann man dabei dem größeren Ansatz des Wärmenetzes den Weg ebnen.

Die Stadtverwaltung hat im vergangenen Sommer bereits bei über 500 Eigentümern im Umgriff der neuen Baugebiete Ist- und Sollzustand bei der Energieversorgung erhoben und bei ihnen die Bereitschaft abgefragt, sich an ein möglicherweise entstehendes Nahwärmenetz in den neuen Wohngebieten anzuschließen. Durch Einbeziehung bereits bestehender Wohngebäude oder Gewerbebetriebe im Umfeld als Abnehmer oder Erzeuger könnten Synergieeffekte genutzt werden. Damals war die private Nachfrage nur gering. Möglich aber, dass sich die Situation angesichts der globalen Entwicklungen für so manchen bald anders darstellt.

Ute Sesselmann

 gp