Historischer Stadtplan als Vorlage für das kommunale Denkmalkonzept in Tittmoning

Denkmalschutz als Gemeinschaftsaufgabe

„Die Stadt Tittmoning besitzt nach Wasserburg das wohl am besten erhaltene historische Stadtbild in Oberbayern.“

Dieses Kompliment stammt aus berufenem Munde: Dr. Gerhard Ongyerth vom Bayerischen Amt für Denkmalpflege und Martin Späth vom Büro Heller Späth präsentierten vor kurzem das Kommunale Denkmalkonzept (KDK) im Stadtrat. Es ging um den Teil II des KDK, in dem ganz konkret der Handlungsbedarf, Ziele und Maßnahmen beschrieben werden, um diesen herausragenden Status zu bewahren und wenn möglich, noch zu verbessern.

Bei der Erstellung des KDK waren von Stadtseite Dirk Reichenau als Altstadtreferent, Manfred Liebl als Ortsheimatpfleger, Altbürgermeister Konrad Schupfner und Bürgermeister Andreas Bratzdrum beteiligt.

Auf 33 Seiten wird systematisch beschrieben, wo es Abweichungen oder auch sogenannte Überformungen zum historischen Stadtbild gibt. Als Referenz wurde die Uraufnahme von 1817 verwendet.

Im ersten Teil werden Abweichungen vom historischen Stadtbild in den verschiedenen Arealen der Stadt aufgegriffen. Herausstechend sind hier die Gebäude der Schule und der Turnhalle, beleuchtet werden aber auch die Wasservorstadt und die Gabelsbergerstraße, der Bau des früheren Krankenhauses und die zusätzlichen Bebauungen unterhalb der Burg.

Anschließend werden bei einzelnen Häusern sog. Überformungen beschrieben, die den Gesamteindruck des historischen Stadtbilds stören. Dabei werden diese in die Kategorien leicht, mittel und stark überformt eingeteilt. Kritisch wird zum Beispiel die Verwendung von Aluprofilen bei Türen, die Modernisierung von Schaufenstern und Eingängen, die Verkleidung von Fassaden mit Platten oder Tafeln bewertet.

Trotz zahlreicher kleiner Kritikpunkte resümieren Ongyarth und Späth, dass das historische Ortsbild in der Tittmoninger Altstadt erfreulicherweise intakt ist mit nur leichten Überformungen, die ohne großen Aufwand bei anfallenden Renovierungsarbeiten wieder zurückgebaut werden können.

Denkmalschutz Tittmoning Plan

Durch die Erstellung des Kommunalen Denkmalkonzepts soll die Stadt nicht zum Museum werden. Neben der Erhaltung der Substanz ist die Behebung von Funktionsdefiziten in der Altstadt ein erklärtes Ziel der Maßnahme. So bewerten die Fachleute den Bau eines Parkdecks in der Wasservorstadt als wünschenswert, um den Stadtplatz von ruhendem Verkehr zu befreien.

Auch die Funktionalität von Bodenbelägen wird andiskutiert. Die Salzachbummerln am Stadtplatz entsprächen zwar der Historie, aber Martin Späth weist daraufhin, dass man die Oberflächengestaltung des Stadtplatzes an die Bedürfnisse von Barrierefreiheit anpassen kann und soll.

Kritisches Thema in allen Altstädten ist immer wieder die Energieversorgung und die damit verbundene Zulässigkeit von PV-Anlagen auf den Dächern denkmalgeschützter Baulichkeiten. Hier läuft derzeit ein breit angelegter Versuch in Wasserburg, dessen Ergebnisse dann für alle Altstädte in Oberbayern als Referenz verwendet werden. Grundsätzlich steht man dem Thema bei den Denkmalämtern offener als früher gegenüber, besonders weil es mittlerweile eine ganze Reihe von ästhetisch passenden Produkten zur Stromerzeugung auf dem Markt gibt.

Neben den baulichen Gegebenheiten betrachtet man im KDK auch den Grüngürtel um die Altstadt, der in seiner Vollständigkeit von Parapluie über Zwinger, Ponlach, Wasservorstadt, Stadtgraben und Sportplatz einen wesentlichen Beitrag zur Aufenthaltsqualität in Tittmoning leistet und auch so bewahrt werden soll.

Gedanken macht man sich über die Leerstände am Stadtplatz und in den Gassen der Altstadt. Für die Entwicklung von Konzepten für die Wiederbelebung der Gebäude gibt es konkrete Handlungsempfehlungen und auch das Angebot, unterstützend bei der Umsetzung von Projekten mitzuwirken.

Grundsätzlich möchte man mit der Erstellung des KDK neben der Dokumentation des siedlungskulturellen Erbes die Bevölkerung und die Kommune für die Belange der Denkmalpflege sensibilisieren und somit zur Erhaltung und Pflege von historischen Baudenkmälern beitragen.

Den Vortrag findet man unter www.tittmoning.de/de/rathaus/bauleitplanung/staedtebauliche-satzungen.php im grünen Kasten rechts auf der Webseite der Stadt Tittmoning.

Das vollständige KDK kann zu den Öffnungszeiten des Rathauses jederzeit eingesehen oder angefordert werden.

Ute Sesselmann