B20 Umleitungsbeschilderung

B20: Was bringt die Umleitungsbeschilderung?

Verkehrsumleitung aus Sicht der Anwohner

Viel Frustration hat sich bei den Anrainern der TS16 aufgestaut. Betroffen sind vor allem Ramsdorf und Ausang, aber auch Gramsam und Großmühltal. Seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten, werden sie immer wieder vertröstet. Vor allem die Situation der ersten beiden Dörfer ist besonders kritisch, weil die Umfahrung der Stadt Tittmoning direkt durch die Ortschaften und sehr dicht an den Häusern vorbeiführt. Schallschutzmaßnahmen oder gar die Anlage von Rad- und Fußwegen ist nicht möglich.

2017 wurde ihnen schon einmal eine Lösung präsentiert, die alle Anwohner begrüßt hätten: Die Trasse der TS16 sollte Richtung Süden und damit aus den beiden Orten Ramsdorf und Ausang heraus verlegt werden. Eine Entlastung der B20 in der Tittmoninger Altstadt wäre in greifbare Nähe gerückt.

Die Lösung wurde dann jedoch wieder aufgrund von Umweltargumenten verworfen. Seitdem wird die Situation für beide Seiten – Anwohner TS16 und Anwohner an der B20 – immer unerträglicher. Wird die Stadt für die Durchfahrt gesperrt, wie es seit ca. zwei Jahren immer öfter für Märkte und seit neuestem durch die digitale Verkehrsumleitung veranlasst wird, haben die Anrainer der TS16 keine Ruhe mehr. Ist die Durchfahrt geöffnet, kommen die Anwohner entlang der B20 kaum noch aus ihren Ausfahrten, geschweige denn an den Stadtplatz.

Martin Lechner, Mitglied der IG Anwohner Umfahrung und selbst in Ramsdorf ansässig, schildert die Situation dort wie folgt: Der Verkehr nimmt seit Jahrzehnten beständig zu. In den letzten Jahren macht sich zusätzlich die Sperrung der österreichischen Bundesstraßen durch erhöhtes Aufkommen von Kiestransporten bemerkbar. Die Baumaßnahme an der TS16 durch den Landkreis hat die Situation für die Landwirte erschwert, da die Straße um 0,5 m erhöht wurde. Dadurch wird die Ausfahrt von den Feldern auf die TS16 noch schwieriger als zuvor.

Die Verkehrsteilnehmer agieren zunehmend aggressiver, halten sich nicht an Geschwindigkeitsbegrenzungen und nehmen keine Rücksicht auf Bushaltestellen, Kinder oder Radfahrer.

Er bemängelt, dass von Landkreisseite nicht einmal kleine Maßnahmen ergriffen werden, um die Anwohner zu schützen. Eine große Lösung für alle sieht er in nächster Zeit sowieso nicht. Martin Lechner beschreibt, dass er für Radausflüge mit seiner Familie die Fahrräder auf den Wagen laden muss, um dann an weniger befahrenen Straßen Touren zu unternehmen. Auf der TS16 ist Radfahren viel zu gefährlich. Die Kinder können die Familien in den Bauernhöfen nicht unbeaufsichtigt laufen lassen, weil die Straße zu dicht vorbeiführt. Die Lärmbelastung ist enorm. Leider kehrt auch nachts keine Ruhe mehr ein, wenn bei den großen Unternehmen in der Region Schichtwechsel ist.

Kurzfristige Entlastung bringen Geschwindigkeitsanzeigen. Martin Lechners Vater fände auch eine Verkehrsinsellösung wie in Tengling nicht uninteressant. Das wären aber nur Trostpflaster. Solange Landkreis, Staatsregierung und die Stadtgemeinde Tittmoning keine für alle akzeptable Lösung auf den Weg bringen, kann die eigentlich vorhandene Umfahrung in Tittmoning nicht als solche genutzt werden. Martin Lechner hebt dabei immer wieder die jahrelange Arbeit von Dirk Reichenau hervor, der unermüdlich bei den beteiligten Behörden für eine gute Lösung kämpft.

Ute Sesselmann

Thomas Brauner von der IG-Stadtumfahrung: „Im Mai diesen Jahres nahm das angekündigte Verkehrsleitsystem seinen Betrieb auf. Tittmoning entlasten, gleichzeitig aber die Umfahrungsstrecke nicht über Gebühr zu belasten war das Ziel. Ich war gespannt darauf, und hoffte als Anlieger der Laufener Straße auf eine spürbare Verbesserung der Verkehrssituation in Tittmoning.

Schon in der Testphase in den Pfingstferien zeigte sich jedoch, dass sich diese Entlastung leider sehr in Grenzen hielt. Auf Nachfrage erhielt ich die Aussage, dass die Anlage nur aktiviert wird, wenn eine bestimmte Zeit der Verkehr unter 20 km/h fließt. Da der Verkehr von Norden an beiden Stadttoren ja immer bevorrechtigt ist und es somit fast nie zu einem Stillstand kommt, fand eine Umleitungsempfehlung (und was anderes ist es ja nicht) für den Durchreisenden aus Richtung Norden so gut wie nie statt. Somit musste die ganze Stadt Tag für Tag, Nacht für Nacht den permanenten Dauerverkehr Richtung Süden erdulden. Als dann der erste Rückreiseverkehr auf den andauernden Tross Richtung Süden traf, war das Chaos wieder komplett. Stau vom Burghauser Tor, über den gesamten Stadtplatz bis hinaus zu den Märkten oder zu den Tankstellen. Unterbrochen von zeitweisen Pausen. Ob hierfür die Anlage verantwortlich war, kann ich nicht sicher sagen.

Ich führte Gespräche mit der Stadtverwaltung, gab als Anregung, die Vorfahrtsregelung am Burghauser Tor zu ändern. Dadurch würde erstens die Nordumfahrung öfters aktiviert werden, zweitens der Stadtplatz sich schneller nach Norden hin leeren. Ebenfalls bat ich darum, die Zeitintervalle für die Umleitungsaktivierung sensibler einzustellen. Diese Anregungen wurden an das Straßenbauamt weitergegeben. Aber die Mühlen mahlen hier offenbar sehr langsam. In den Sommerferien dann das gleich Bild, nur in wesentlich schlimmerer Ausprägung. Endlose Karawanen quälten sich durch die Stadt, während an den Wochenenden gleichzeitig auf der Umfahrung keine deutlich erhöhte Frequenz feststellbar war. Bei einer sieben Wochen lang dauernden Geschwindigkeitsmessung in Ramsdorf im Jahre 2021 wurden hier interessante Zahlen ermittelt. So lag der tägliche Durchschnitt bei 3020 Fahrzeugen in 24 Stunden. Der höchste Wert war am 18.05.2021 bei 3537, der geringste am 02.05.2021 bei 802 Fahrzeugen. Wohlgemerkt, in 24 Stunden und beiden Richtungen. Bei der Zählung durch die IG Stadtumfahrung ermittelten wir an einem ganz normalen Tag, außerhalb der Ferien, es war der 20.09.2019, eine Anzahl von 11.505 Fahrzeugen in beide Richtungen. Die Zahlen der Messungen auf der Umgehungsstraße in Grassach wurden mir leider bis heute nicht übergeben. Sie dürften aber nicht deutlich von Ramsdorf abweichen. Ich kommentiere diese Zahlen jetzt nicht, sie sprechen aber, so bin ich überzeugt, eine deutliche Sprache. Durchaus ist mir bewusst, dass die Situation in Ramsdorf und Kay nicht einfach ist. Hier müssen unbedingt Verbesserungen statt finden. Besonders die sichere Überquerung der Straßen in beiden Orten muss unbedingt eingerichtet werden. Hier ist jetzt dringend die Initiative der verantwortlichen Stellen gefordert, nachdem in der Amtszeit des vorherigen Bürgermeisters hier kaum etwas passiert ist.

Mein Fazit: Ich war anfangs dem Versuch die Verkehrsproblematik mittels Leitsystem Herr zu werden, sehr aufgeschlossen. Vertrat dies auch bei Gesprächen und Diskussionen. Jetzt jedoch muss ich ernüchtert feststellen, dass wir wieder einmal ein weiteres Jahr verloren haben.“