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Eine Welt für alle

Viele kleine Initiativen machen Tittmoning zur Eine-Welt-Kommune.

Ende April wurde Tittmoning vom Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. mit dem Sonderpreis für Kommunen ausgezeichnet, der im Rahmen des Eine-Welt-Preises alle zwei Jahre vergeben wird. Wir sind die „Bayerische Eine-Welt-Kommune 2022“ – was bedeutet das?

Das Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. ist das bayerische Landesnetzwerk der entwicklungspolitischen Gruppen, Weltläden und lokalen Eine Welt-Netzwerke. Zu den Mitgliedern gehören unzählige kleine bayerische Initiativen, aber auch überregionale Gruppen – von A wie Action Developpement Togo e.V. (Nürnberg) bis Z wie Zentrum für Globale Fragen an der Hochschule für Philosophie (München). Die Eine-Welt-Läden aus Laufen, Burgkirchen, Traunreut, Trostberg und Traunstein sind ebenso Mitglied wie terre des hommes Bayern oder die SOS-Kinderdörfer. Und dieses Netzwerk vergibt alle zwei Jahre Auszeichnungen für besonders löbliche Initiativen in Bayern, die sich für globale Gerechtigkeit einsetzen – auf der Website liest sich das so:

„Überall in Bayern setzen sich Menschen auf vielfältige Weise für globale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Solidarität, Frieden und weltweite Bewahrung der Natur ein. Sie engagieren sich für Eine Welt: zum Beispiel im Rahmen partnerschaftlicher Zusammenarbeit (mit Schulen, Kirchengemeinden, Nichtregierungsorganisationen), bei der Förderung des Fairen Handels oder im Bereich entwicklungspolitischer Bildung / Globalen Lernens. Sie wollen Globalisierung gerechter gestalten und allen Menschen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Dieses bürgerschaftliche Engagement zu stärken und in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen ist das Ziel des Bayerischen Eine Welt-Preises. Nach 2012, 2014, 2016, 2018 und 2020 wurde er am 30.4.2022 in Bamberg zum sechsten Mal vom Freistaat Bayern, vertreten durch die Bayerische Staatskanzlei, gemeinsam mit dem Eine Welt Netzwerk Bayern e.V. verliehen.“ (www.eineweltnetzwerkbayern.de/eine-welt-preis)

Urkunde „Eine-Welt-Preis“
Die Urkunde zum „Eine-Welt-Preis“

Der Eine-Welt-Preis geht an Eine Welt-Initiativen, Nichtregierungsorganisationen, Bildungseinrichtungen (Kindergärten, Schulen, Hochschulen), Kirchengemeinden und Weltläden mit Sitz in Bayern. In diesem Jahr landeten auf Platz 1 das CO2-Kompensations-Projekt Char2Cool aus Reisbach in Niederbayern, auf Platz 2 der Weltladen „fair miteinander“ aus Ainring-Mitterfelden und auf Platz 3 der Eichstätter Verein Marafiki wa Afrika – Freunde für Afrika e.V. & Welt-Brücke mit einem Eco Farm Projekt in Tansania.

Viele verschiedene Einzelinititativen

Zusätzlich gibt es immer auch einen Sonderpreis, der eine bayerische Kommune für vorbildliches kommunales Eine Welt-Engagement auszeichnet. Dieses kann sich im Bereich der Stärkung des bürgerschaftlichen Eine Welt-Engagements manifestieren, bei der Förderung globalen Lernens, im Fairen Handel, bei der nachhaltigen Beschaffung, in kommunaler Partnerschaftsarbeit, bei der Integration von Flüchtlingen oder sonstigen Initiativen für eine gerechtere Welt.

Die Steuerungsgruppe der Fairtrade-Stadt Tittmoning hatte sich in diesem Jahr zur Bewerbung entschlossen, weil Tittmoning mit all seinen Einzelinitiativen in den verschiedenen Ortsteilen, Kirchengemeinden und Vereinen bei näherer Betrachtung in jedem einzelnen dieser Bereiche aktiv ist. Die Summe aus vielen kleinen Steinchen macht’s, und so wurden bei der Bewerbung alle kleinen und großen Bausteine aufgelistet, die Tittmoning insgesamt zur Eine-Welt-Kommune machen.

Fairer Handel

Im Kern stehen seit Jahrzehnten die Kolpingsfamilie und ihr Eine-Welt-Laden, unterstützt vom Pfarrverband Tittmoning und dem Katholischen Frauenbund. Wie bereits in der SchauRein! von April 2020 zum 25jährigen Jubiläum berichtet, hat Agnes Leuschner unter dem Motto „Eine Welt für alle“ 1995 den Fairen Handel in Tittmoning begründet, der seit 2002 im Eine-Welt-Laden in der Stiftsgasse beheimatet ist und seit 2014 mit der Ernennung Tittmonings zur Fairtrade-Stadt mehr und mehr in der ganzen Stadt verankert wurde.

Viele Einzelhändler, Gastronomie- und auch Handwerksbetriebe der Stadt führen inzwischen als „Akteure“ der Fairtrade-Stadt Produkte aus fairem Handel. Zahlreiche Vereine und auch die Stadtverwaltung achten beim Einkauf etwa von Kaffee, Textilien oder Geschenkkörben auf die Herkunft, ebenso Benedikt Kindergarten und Mittagsbetreuung beim Lebensmitteleinkauf fürs Mittagessen. Aber der Faire Handel ist nur ein Aspekt des Eine-Welt-Engagements.

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„Eine Welt für alle“: Auch beim diesjährigen Josefimarkt war der Eine Welt-Laden Tittmoning wieder vertreten

Globales Lernen und Partnerschaftsarbeit

Globales Lernen hat die Grundschule Tittmoning, seit sie Fairtrade-Schule ist, immer wieder mit verschiedenen Aktionen, Lesungen und Workshops für Kinder verbunden. Zuletzt nahm die Fairtrade-AG der Schule die Beschaffung von Schul-T-Shirts aus Fairem Handel zum Anlass, darüber aufzuklären, wie unser Konsumverhalten im Bereich der Textilindustrie sich auf Mensch und Natur in den Herkunftsländern auswirkt. Auch die Büchereien in Kay und Tittmoning haben altersgerechte Lektüre zum Thema angeschafft und etwa den KiTas zur Verfügung gestellt.

Schul-T-Shirts aus Fairem Handel an der Grundschule
Schul-T-Shirts aus Fairem Handel an der Grundschule

Kommunale Partnerschaftsarbeit leisten neben der Schule mit ihrer langjährigen Unterstützung des „Modern Education and Training Institute“ (also der sogenannten METI-Schule) in Bangladesch auch die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Laufen-Tittmoning, die über das Dekanat Traunstein mit dem Dekanat Mpwapwa in Tansania verbunden ist, und der Astener Verein für Kinder in Kenia e.V., der schon seit 2008 eine Partnerschaft mit der Schule Shining Star in Muhuru-Bay pflegt.

Geflüchteten das Ankommen erleichtern

Bei der Integration von Flüchtlingen haben die Bürgerhilfsstelle der Stadt und der Helferkreis „Tittmoning hilft“ ab 2015 Enormes geleistet. Angesichts des Ukraine-Kriegs hat sich die Flüchtlingshilfe in Tittmoning heuer wieder neu organisiert und den veränderten Anforderungen angepasst. Auch in ihren Heimatländern werden Menschen auf der ganzen Welt von Tittmoning aus unterstützt. Oft sind es Einzelinitiativen, die mit der Zeit zur Institution werden. Seit vielen Jahren schon sind Katharina und Helmut Ertl vom Pfarrverband in Kay die Ansprechpartner für die Balkan-Hilfsaktion „Junge Leute helfen“, und der ehemalige Hausmeister der Grundschule, Wolfgang Keiner, beschloss vor einigen Jahren spontan, die von der Grundschule angestoßene Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ auf eigene Faust fortzuführen. Monika Lechner regte an, sich an der Handy-Sammelaktion von missio zu beteiligen, und erst im letzten Jahr brachten Adrienne Baumann und Herbert Lex das Projekt „Brillen ohne Grenzen“ in die Stadt.

Aktionen der letzten zwei Jahre

Die Eine Welt-Kommune Tittmoning stellt sich also als Mosaik aus ganz vielen unterschiedlichen, bunten kleinen Steinchen dar. Das hat die Jury überzeugt – und die Aktivitäten der Fairtrade-Steuerungsgruppe und weiterer Akteure in den vergangenen zwei Jahren, die neben der langen Tradition des Eine-Welt-Engagements besonders ins Gewicht fallen: Faires Sää-T-Shirt mit eigenem „Sommer-Sää-Song“ von Tudo Tranquilo, Schaufensterausstellungen in der Hartlgasse, Fairer Tittmoninger Adventskalender und Weihnachtskaffee, zuletzt die Fairen Schul-T-Shirts und das TINN-Projekt „LebensART und HeimatKLANG“. Heimatverbundenheit, kombiniert mit globaler Verantwortung: Damit hat Tittmoning gepunktet und gewonnen. Wir gratulieren!

Alle, die sich in Tittmoning für mehr globale Gerechtigkeit einsetzen, haben diesen Preis mit gewonnen, auch wenn sie von der Bewerbung erst im Nachhinein erfahren haben. Sie wurden vom Bürgermeister zu einer kleinen Feier am 2. Juli im Burghof eingeladen. Die Steuerungsgruppe hat sich Mühe gegeben, sämtliche Initiativen und Aktivitäten aus diesem Bereich im Gebiet der Stadtgemeinde zusammenzutragen. Wer sich in Tittmoning für Eine Welt engagiert, aber versehentlich nicht eingeladen wurde, wird gebeten, sich bei Gerda Poschmann-Reichenau zu melden, die bei der Stadtverwaltung für den Bereich Fairtrade und Eine Welt zuständig ist, um künftig mit bedacht zu werden. Und auch Einzelhändler, Gastronomen oder Vereine, die bislang noch nicht als Akteure der Fairtrade-Stadt Tittmoning gelistet sind, finden hier gerne Informationen darüber, wie sie sich künftig beteiligen können: gerda.poschmann@tittmoning.de Tel. 08683/7007-31 (vormittags).

„Eine Welt für alle“: Die Tittmoninger Delegation freute sich in Bamberg  nach der Preisverleihung
Die Tittmoninger Delegation freute sich in Bamberg nach der Preisverleihung

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau