Spatz am Dach

Der Spatz hat grad Ärger mit seinen Nachbarn. Die sind aber auch komische Vögel! Spatzen sind gesellige Viecher, die fühlen sich sicherer und wohler, wenn sie nicht allein in der Rotdorn-Krone sitzen und nicht als einzige unterm Dachvorsprung nisten müssen. Aber diese Nachbarn… ach was Nachbarn! Die haben zwar ihr Nest gleich nebenan, aber was gesellige Lebensweise ist, haben sie nie kapiert. Von Gemeinschaft haben sie noch weniger Ahnung als bei den Menschen die Wissenschaftler und dass das Leben noch lustiger und leichter wird, wenn mehr Spatzen auf und unterm Dach hausen, haben sie einfach nicht einsehen wollen. Und deswegen haben sie ganz fies Stimmung gemacht gegen zusätzliches Spatzenvolk in der Stadt.

Ja mei, da ist ihm halt der Kragen geplatzt und er hat einen infernalischen Zieperer ausgestoßen … aber diese Antinachbarn, diese damischen, haben sich beleidigt gefühlt und ihn verjagen wollen. Also das geht schon einmal gar nicht!

Blöd war, dass der Streit nicht so ausgegangen ist wie s der Spatz gern gehabt hätte. Er ist am End ziemlich derrupft und angepatzt dagestanden und hat sich auf einen Baum zurückgezogen, weit genug vom Stadtplatz weg, um seine Ruhe zu haben. Da hat er den Menschen zugeschaut, wie die miteinander umgehen. Ganz gerührt war er, wie er gesehen hat, dass bei denen die Feuerwehr ausrückt, wenn einer vom Weg abgekommen ist. Dass sie am Unfallort mit ihren blinkenden Maschinen die Straße sichern und alle zusammenhelfen, dass sie den Verunglückten aus dem Graben ziehen und aus seiner misslichen Lage befreien. „Pah, ihr komischen Nachbarn“, hat er sich da gedacht, „wenn ihr nichts kennt von der Welt, dann wisst ihr nicht einmal, dass es kein Spielzeug ist, was die am Stadtfest herzeigen. Nehmt Euch ein Beispiel an den Menschen, wie die ihr Zusammenleben regeln und hört endlich auf mit der Streiterei.“

Und so ist er voll guten Mutes auf seinen Dachsparren überm Stadtplatz zurückgeflogen. Dort hat er, beflügelt von neuer Erkenntnis, lautstark ziepend, verkündet: „Schaut sie euch bloß an, die Menschen! Genau so wie die müss ma s machen