Skulpturen und Gemälde von Ekkehard Wiegand auf der Burg

Wiegand Künstlergespräch zur Ausstellung auf der Burg Tittmoning

Stationen – Einblicke in ein Lebenswerk

Die Ausstellung von Skulpturen und Gemälden hätte eigentlich schon 2020 stattfinden sollen, aber die Corona-Pandemie machte die Planungen zunichte. Ekkehard Wiegand ist ein zäher Arbeiter, der keine Mühen scheut. Aber Leichtsinn hat er sich längst abgewöhnt. Er wollte sich Zeit lassen, bis die Einschränkungen abgeschafft und auch aus dem Bewusstsein der Leute verschwunden waren. Wohl wissend, dass es dabei auch „zu spät“ werden könnte; unsere scherzhafte Formel während der Vorbereitung war deshalb: „Im Erlebensfall“.

Ekkehard Wiegand ist 1944 geboren und in Bad Reichenhall aufgewachsen. Er hat an der Kunstschule in Linz von 1965 bis 1968 Bildhauerei studiert. Sein gestalterisches Talent hatte er seit der Jugend mit Fleiß entwickelt, daher konnte er das Grundsemester überspringen und wurde unmittelbar in die Meisterklasse von Professor Ritter aufgenommen. Mit enormer Ausdauer eignete er sich alle Fähigkeiten an und arbeitete in seinem Atelier bereits an ersten Aufträgen.

In seiner 2015 im Selbstverlag erschienen Biografie nennt er die folgenden sechs Jahre „Wilde Zeiten“. Von seiner künstlerischen Laufbahn überzeugt, arbeitete er u.a. als Restaurator und als Gehilfe eines bereits etablierten Künstlers und vervollkommnete nebenbei seine eigenen Arbeiten. Schon in den 1970er Jahren nehmen die Figuren den für ihn typischen Ausdruck fröhlicher Verspieltheit an, wobei stets die Details an die Unsicherheit und Verletzlichkeit mahnen. Alle Bildwerke Ekkehard Wiegands haben diese Ambivalenz; so heiter sie auf den ersten Blick wirken, erkennt man ein tiefes Verständnis auch für die Schattenseite der Existenz.

Durch zahlreiche Ankäufe nicht nur in Südostbayern und Auftragsarbeiten im öffentlichen Raum sowie Auszeichnungen (u.a. Südostbayerischer Kunstpreis und Kölner Kunstpreis der Rainer-Funke-Stiftung) ist Ekkehard Wiegand weithin bekannt geworden. Er gehört zu den angesehensten Künstlern der Region.

Die Ausstellung auf der Burg wird Beispiele aus allen Schaffens-Perioden zeigen, neben vielfach öffentlich präsentierten Werken auch solche, die aus seiner Privatsammlung und aus dem Nachlass seines älteren Bruders Wolfgang stammen, der ihn in seinen Anfängen durch Vermittlung von Aufträgen unterstützt hat. Mehr als 50 Jahre künstlerische Entwicklung sind als Stationen seines Lebens zu betrachten, aber im Spiegel der Kunst werden auch 50 Jahre Zeitgeschichte lebendig.

Die Ausstellung beginnt am 30. Juni mit einer Vernissage um 19:00 Uhr und ist dann vom 01.07. bis 06.08.2023 jeweils Mittwoch bis Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr zu sehen.

Josef Wittmann