FELS: Christoph Parzer, Marko Effenberger, Andi Brandl, Elke Sachs und Randolph Sachs (v.l.n.r.)
Im vergangenen Jahr hat die Rockband FELS um den Tittmoninger Musiker und Produzenten Christoph Parzer gemeinsam mit „The BRB Project“ und „GrooveMachine“ im März den Stadtsaal im Braugasthof in allen Variationen gerockt und sollte dann im August zur Vernissage der jungen Foto-Künstlerin Lena Schabus im Burghof spielen. Allein, das Wetter machte nicht mit: Unter Regengüssen und Sturmböen mussten die Musiker die Open Air-Bühne nach den ersten Nummern räumen. Die Ausstellungseröffnung wurde im Carabinierisaal fortgesetzt – ohne Musik.
Jetzt wird das Konzert vor historischer Traumkulisse nachgeholt: Am 6. Juli macht FELS einen neuen Anlauf, und wie im vergangenen März hat man sich Gäste dazugeladen. Mit dem „Einzigen neopathetischen Orchester“ und FELS spielen im Burghof an einem Abend zwei Bands, die unterschiedlicher kaum sein könnten, ein kulturelles Kontrastprogramm sozusagen. Die Gemeinsamkeiten sind personeller Natur.
Frisch wie vor hundert Jahren präsentiert sich Das „Einzige neopathetische Orchester“, ein Ensemble erfahrener Musiker aus dem Chiemgau, die es sich zur Aufgabe gesetzt haben, Songs und Lieder der Vorkriegszeit zu neuem Leben zu erwecken, Meilensteine einer künstlerischen Entwicklung freizulegen, die durch Nationalsozialismus und Weltkrieg jäh unterbrochen wurde.
Berny Steinhilber (Gitarre, Gesang, Flöte), Hans Zunhammer (Akkordeon), Karen Thanner (Kontrabass), Randolph Sachs (E-Gitarre) und Elke Sachs (Gesang) haben sich dem Liedgut der 20er und 30er Jahre des letzten Jahrhunderts verschrieben. Mal lieblich und tragisch, auch mal lustig und derb-leidenschaftlich geht es allemal zur Sache. Das Credo der Band: Es ist wieder Zeit für große Gefühle!
Ihr Programm u.a. mit Liedern von Friedrich Hollaender, Kurt Weill und Bert Brecht, beschreiben sie selbst als „alte Songs mit neuem Dreck, alte Härte, neuer Schnulz.“ Wenn das nicht neugierig macht! Die extravagante Kostümierung tut ihr Übriges, um die Zuschauer auch optisch in die Goldenen Zwanzigerjahre zu versetzen. Weitgehend akustische Instrumente, Frack und Stola – der Burghof wird zum leicht angeschrägten Salon.
Anschließend folgt der große musikalische Zeitsprung: zurück in die Gegenwart mit verzerrten E-Gitarren, wummerndem Schlagzeug, elektronischen Hammond-Orgeln und Synthesizer-Flächen. FELS steht für melodischen Rock in Eigenkompositionen. Nun ist Rockmusik zwar heute nur noch ein Genre unter unzähligen anderen, seine Erfindung allerdings – gar nicht so lange nach der Zeit der Goldenen Zwanziger – war revolutionär. Zeitlos ist diese Musik allemal. Statt alter Songs mit neuem Dreck gibt es bei FELS gewissermaßen neue Songs mit altem Dreck: Die fünf Musiker, die einander während der Corona-Jahre (wieder-)fanden – zum Teil sind es alte Weggefährten von Christoph Parzer – und seit Herbst 2022 als Band aktiv sind, erforschen mit eigenen Songs das Rockuniversum, erzählen aber auch von irdischen Geschichten.
Das Bindeglied zu den „Neopatheten“ sind Elke Sachs, die dort dem neuem Schnulz frönt, bei FELS aber ihrer Rock-Röhre freien Lauf lässt, und Randolph Sachs, der hier vom Gitarristen in die Rolle des Rock-Bassisten wechselt. Mit ihm gemeinsam sorgt Andi Brandl am Schlagzeug für den nötigen Druck. Christoph Parzer an den Keyboards und am Mikro sowie Marko Effenberger an der E-Gitarre komplettieren die klassische Rockband-Besetzung, in der Erfahrung, Spaß und Leidenschaft aufeinandertreffen. Dass dabei auch mal Fusion, Progressiv, Soul oder Funk vorkommt, ist gewollt. Wir leben ja im 21. Jahrhundert…
Einem kontrastreichen musikalischen Abend vor historischer Kulisse mit sehr unterschiedlichen Exponenten des Zwanzigsten Jahrhunderts steht nichts mehr im Weg. Einlass ist ab 18:00 Uhr, Beginn um 19:00 Uhr. Karten gibt es im Kulturbüro der Stadt (Tourist Info) neben dem Rathaus, Tel. 08683/7007-10, und an der Abendkasse.