Andreas Bratzdrum nahm das Pflegekonzept aus den Händen von Wolfgang Schuardt entgegen. Mit dabei: Bauhof-Leiter Martin Maier und Stadtrat Hans Glück (v.l.) sowie Kreisfachberater Markus Breier (re.)
Öffentliche Grünflächen naturnah pflegen
Mit der Übergabe des Projekt-Handbuchs „Ökologisches Pflegekonzept für kommunale Grünflächen“ durch das Büro Schuardt an Tittmonings Bürgermeister Andreas Bratzdrum wurde kürzlich für die Salzachstadt ein Initialprojekt der Ökomodellregion Waginger See zum Abschluss gebracht.
Auch Stadtrat Hans Glück, Bauhofleiter Martin Maier und der Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege Markus Breier waren dabei, als Wolfgang Schuardt das Ergebnis intensiver Arbeit der letzten zwei Jahre übergab. Dieser freute sich über solche Aufmerksamkeit und Wertschätzung für seine Arbeit. „Die Umsetzung liegt jetzt beim Bauhof“, kommentierte er.
Das Planungsbüro hatte seit Start des Projekts im Juli 2021 rund 6000 öffentliche Flächen in elf Gemeinden der Landkreise Traunstein, Berchtesgadener Land, Rosenheim und Altötting erfasst und kartiert. Sie sollen künftig naturnah aufgewertet und Lebensraum für eine Vielzahl von Insekten werden – so sollen etwa kommunale Grünflächen seltener gemäht, Hecken nur abschnittsweise auf Stock gesetzt und Strukturelemente wie Totholzhaufen für Zauneidechsen eingebracht werden. Auch Tittmoning leistet seinen Beitrag zur Umsetzung dieser naturschutzfachlichen Maßnahmen und damit zur Lebensraumvielfalt.
In Tittmoning wird bereits ein erheblicher Teil der kommunalen Flächen im ökologischen Sinne gepflegt. Wenn auf städtischen Flächen das Gras nun höher steht als früher, ist das kein Versäumnis, sondern im Gegenteil ein wichtiger Beitrag zur Artenvielfalt und zur Bereicherung des Stadtbildes. Mit dem ökologischen Pflegekonzept steht jetzt ein genaues Verzeichnis der einzelnen kommunalen Flächen mit ihrem aktuellen Zustand und ihrem speziellen Aufwertungspotenzial zur Verfügung.
„Vor Ort sind das etwa Grünstreifen am Sportplatz Kay und entlang der Staatsstraße, Flächen im Burgzwinger und am Parapluie oder im Bereich der Kläranlage“, präzisierte Schuardt. Großes Potenzial haben besonders Weges- und Gewässerränder, Gehölzbestände, Böschungen und Gräben, die künftig ein Biotopverbundsystem bilden könnten. Er hob die Bedeutung von Rändern und Mittelstreifen an unbefestigten Wegen vor, die künftig bei naturnaher Pflege und Nutzung wichtige ökologische Funktionen übernehmen können.
Er betonte, in Tittmoning gebe es bereits blütenreiche Randflächen und Böschungen, die Stadtlandschaft sei beeindruckend naturnah. Die zur richtigen Pflege bislang fehlende Datengrundlage liefern nun Handbuch und Daten-CD, mit deren Hilfe die 1849 detailgenau erfassten einzelnen Flächen auf dem Gebiet der Stadtgemeinde konkret entwickelt werden können.
Wichtig für die Umsetzung der Maßnahmen wäre ein sogenannter „Kümmerer“, der die Bauhöfe der Ökomodellregion-Gemeinden beraten, aber auch das Gespräch mit den Landwirten suchen könnte, die bereits einen Teil der kommunalen Flächen pflegen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir mit Hilfe eines Kümmerers gemeinsam das Ziel der ökologischen Landschaftsverbesserung und -verschönerung erreichen werden und die Biodiversität in unserer Region steigern können“, so Schuardt.
Alle Anwesenden lobten die großartige Leistung der Planer. Der Umweltreferent im Stadtrat, Hans Glück, sieht in der unglaublich großen erfassten Datenmenge ein „enormes Potenzial“ und äußerte Hoffnung auf ein „Umschalten im Kopf“. Markus Breier erkennt bereits eine wachsende Bereitschaft in der Bevölkerung, die durch geschulte Multiplikatoren noch gesteigert werden könne. Bauhofleiter Martin Maier bestätigte, dass bereits ein Großteil der in seinem Zuständigkeitsbereich liegenden Flächen im Sinne der Natur gepflegt werde und dies auch im Stadtbild von Tittmoning zu sehen sei.