40 PCs spendete die Firma Aenova für die Initiative der FOXiT – hier die Übergabe mit Frau Dr. Knabe, Franz Obermayer (re.) und Stefan Mayer (li.)
Seit März, als die ersten Geflüchteten aus der Ukraine in Tittmoning angekommen waren, gab es in der WhatsApp-Gruppe des Helferkreises immer wieder Anfragen wie diese zu lesen: „Anfrage von P. und A. aus H., sie bräuchten einen Laptop“ (30. März) oder „Wer hat oder wer weiß jemanden, der einen Laptop erübrigen könnte für das ältere ukrainische Ehepaar. Das würde sie so sehr freuen.“ (7. April). Diese ersten Bitten konnten durch Einzelinitiativen erfüllt werden, irgendjemand hatte noch irgendwo einen gebrauchsfähigen Rechner übrig und konnte ihn abgeben… Doch mit den Geflüchteten wurden die Anfragen mehr. Der Computer mit Internetanschluss als „Draht zur Heimat“ ist wichtig für die Geflohenen: Kinder und Jugendliche besuchen online-Unterricht, Studierende können ihren Kursen digital folgen. Und natürlich ist der Laptop hilfreich beim Recherchieren, Übersetzen, Kontakt halten mit Familie und Freunden daheim. Eine ganze Schulklasse hätte der Helferkreis digital ausstatten können. Nur: So viele gebrauchte Laptops oder PCs waren privat nicht aufzutreiben.
Am 10. Juni postete eine Helferin: „Ich habe auf Chiemgau24 einen Artikel gelesen, dass die Fa. Fox in Tittmoning PCs und Laptops zur Aufbereitung und als anschließende Spende an Ukrainer bekommen. Sollte man mal Kontakt aufnehmen?“ – „Wäre super!“ war die Reaktion, und so kam es zur Zusammenarbeit zwischen dem Helferkreis Tittmoning und der Firma FOXiT.
Der Chiemgau24-Artikel vom 9. Juni berichtete von einer Spende der Firma Regnauer Fertigbau an ihren langjährigen Partner FOXiT: Fünfzig bei Regnauer nicht mehr benötigte Computer und Laptops waren an FOXiT übergeben worden, damit dessen Auszubildende sie generalüberholten. Anschließend wollte der IT-Experte die komplett gelöschten, professionell gesäuberten, neu installierten Geräte „refurbished“ an Geflüchtete aus der Ukraine ausliefern.
Helferkreis-Mitglied und Stadtrat Michael Schörgnhofer, der Stefan Mayer, den technischen Leiter und Prokuristen bei der FOXiT GmbH, gut kennt, nahm Kontakt auf und meldete den Bedarf der in Tittmoning lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer an FOXiT. Er stieß auf offene Ohren. Am 11. Juli konnte er in die Helfergruppe melden: „Erste Pakete sind seit heute komplett und top Unterstützung von FOXiT. Ich brauch bitte folgende Info: – Sprache russisch oder ukrainisch? – Wer bekommt den ersten PC und wohin damit? – Weitere folgen Mitte/Ende dieser Woche, wenn Maus und Monitor verfügbar sind.“ Aus Einzelfragen war eine konzertierte Aktion mit höchst professioneller Unterstützung geworden. Und nach der Firma Regnauer überließ auch Pharma-Auftragshersteller Aenova, zu der die Dragenopharm Apotheker Püschl GmbH in Tittmoning gehört, seine gebrauchten Computer FOXiT zu diesem Zweck.
Acht in Tittmoning lebende ukrainische Kinder und Jugendliche konnten inzwischen mit Computern ausgestattet werden, die nach Abstimmung mit dem Helferkreis in ukrainischer oder russischer Sprache programmiert wurden. Die jungen Leute erhielten mit dem PC auch Bildschirm, Maus, Tastatur und alle erforderlichen Kabel. Abgesehen von einigen privat gespendeten Monitoren stellte FOXiT alles Zubehör kostenfrei zur Verfügung – entweder aus Privatspenden und Eigenbestand oder auch eigens bestellt. Auch Reparaturen und Beratung vor Ort übernahm der IT-Dienstleister kostenfrei, Abholung und Auslieferung besorgte Michael Schörgnhofer selbst. „Die Familien bringen einem solche Dankbarkeit entgegen, das ist unglaublich“, berichtet er.
Geradezu einen Quantensprung der Hilfe gab es also in diesem Bereich in Tittmoning dank des großen Engagements von Geschäftsführer Franz Obermayer, der selbst in Kirchweidach lebt. Seine Hilfsbereitschaft beschränkt sich nicht auf Tittmoning: Insgesamt über 80 Computer hat er mittlerweile auf diese Weise dem „Upcycling“ für Geflüchtete im Umkreis von 150 km zugeführt. Er ist einverstanden damit, dass in der SchauRein! darüber berichtet wird, denn „vielleicht kann man ja auch andere Firmen animieren zu helfen, auch in anderen Bereichen.“ Ein Bericht über seine Aktion in einer Computerzeitung hat schon zwei Systemhäuser im Norden Deutschlands zur Nachahmung angeregt. Obermayer sieht in dieser Situation jeden einzelnen Unternehmer in der Pflicht: „Man muss nicht immer nach dem Staat schreien, jeder kann selbst etwas tun.“ Dass der Helferkreis in Tittmoning so aktiv ist, freut ihn, da unterstützt er gerne.
Am 28. Juli las man im Chat des Tittmoninger Helferkreises: „Mittlerweile sind dank Michi schon einige der Computer bei ihren neuen Besitzerinnen angekommen. Sie haben sich sehr gefreut, eine junge Frau aus der Altstadt hat aber Probleme beim Einrichten / Installieren. Ist da jemand fit und würde mal vorbeischauen wollen? Sie spricht auch sehr gut Englisch.“ Natürlich hat sich auch dafür jemand gefunden. So greifen unternehmerische und private Hilfe ineinander.