Der weltgrößte Hersteller von Futtermischtechnik erweitert seinen Standort Tittmoning
„Betriebserweiterung“ steht ganz bescheiden auf der Bautafel. Das ebenfalls darauf abgebildete neue Unternehmensgebäude reicht von Schmerbach bis zu den bestehenden Fertigungshallen am Stadtrand; eine Fläche von 10.000 Quadratmetern wird neu überbaut. Die Bauarbeiten sind in vollem Gange. Der Blick, den man durch die nicht verhängten Zaunfelder ergattern kann, ändert sich täglich. War es zunächst die Baugrube für das Untergeschoß, so folgten bald die Baukräne, und Zug um Zug erhielt der Neubau Konturen.
„Hier entsteht Zukunft“ ist also nicht irgendein kesser Spruch, der sich auf dem Bauzaun gut macht. Die Zukunft für das Werk – und damit auch für den Standort Tittmoning – wird bei Siloking akribisch geplant. Der Neubau auf dem Betriebsgelände ist ein Teil der Strategie 2025, die SILOKING seit 2022 verfolgt. Er wird die Fertigung der wichtigsten Maschinenbaureihen neu ordnen und sowohl durch Spezialisierung als auch durch Flexibilität zu einer großen Steigerung der Kapazität führen. Das muss nicht zwingend und sofort zur Verdoppelung der Umsätze führen, aber in den neuen Hallen, insgesamt 125 Meter lang und 85 Meter breit, ist dafür gesorgt, dass neue Anforderungen des Marktes aufgegriffen und schneller als bei Konkurrenten erfüllt werden können.
Die Erweiterung ist eigentlich eine komplette Neugestaltung und dient dem Zweck, die steigende Nachfrage nach tonnenschweren Spezialfahrzeugen zu decken. Stahlbehälter, die bis zu 80 Kubikmeter Futter fassen können, müssen geformt, geschweißt und geschliffen werden. Anschließend müssen alle Schweißbaugruppen aus dem SILOKING Werk in der Slowakei (außer die Behälter, diese werden in Tittmoning gefertigt) rechtzeitig ankommen und in der neuen, 2.750 Quadratmeter großen Pulver-Beschichtungsanlage lackiert werden. Zusammen mit vielen hundert speziellen Einzelteilen, von der Achse bis zur Schraube, die alle ihren eigenen Montageprozess durchlaufen, müssen sie genau zur rechten Zeit an der Linie eintreffen, wo sie zu einem robusten Nutzfahrzeug zusammengebaut werden, das Tag für Tag bis zu 8 Stunden (oder auch mehr) im Dauerbetrieb unter Last, bis zu 4.000 Stunden im Jahr (oder auch mehr) seinen Dienst tun wird.
Man kann sich ungefähr vorstellen, was das Warenwirtschaftsprogramm (SAP) zu leisten hat, das so eine Fertigungsanlage reibungslos mit allen Teilen „just in time“ versorgt. Aber mindestens gleich wichtig ist Manpower: Damit die Fertigungsprozesse funktionieren und laufend verbessert und an neue Aufgaben angepasst werden können, sind gut ausgebildete Mitarbeiter nötig. Ingenieure, Organisatoren und andere Spezialisten, die ein so großes und komplexes System aufbauen und in Funktion halten können, müssen geschult und betreut werden. Die Personalentwicklung erhält den ihr zustehenden Raum.
Darum entsteht bei der Betriebserweiterung auch ein zusätzlicher Trakt mit modernen Sozialräumen, Kantine und Büro mit einer Fläche von über 4.000 Quadratmetern. Für ergonomisches, effizientes und zielgerichtetes Arbeiten nach aktuell höchstem Standard werden hier die idealen Voraussetzungen geschaffen. Zugleich wird auf ein Arbeitsklima geachtet, in dem sich die Menschen wohl fühlen. Es zeichnet sich ab, dass gute Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den nächsten Jahren rar und entsprechend umworben werden. Sie werden bevorzugt dort einsteigen, wo die Arbeitsbedingungen „stimmen“.
Dass „Zukunft“ auf dem Siloking-Gelände in globalem Zusammenhang entsteht, kann man nur durch weites Ausholen erklären. Man muss daran erinnern, wie vor 50 Jahren, bei einer Weltbevölkerung von fünf Milliarden Menschen, große Regionen von akuter Hungersnot betroffen waren. Bei heute acht Milliarden Menschen werden immer noch nicht alle satt, aber an Unterernährung zu sterben ist nicht mehr die größte Bedrohung. Ein Grund für diese Entwicklung ist, dass die Landwirtschaft im internationalen Gefüge ihre Ressourcen besser nutzt. Nur von Getreide können die Menschen-Massen nicht leben, dazu sind die Anbauflächen zu gering und die klimatischen Voraussetzungen nicht gegeben. Außerdem braucht der Mensch lebenswichtiges Eiweiß und Fett. Hier eigenen sich die riesigen, weltweit vorhandenen Weideflächen zur Fütterung von Wiederkäuern, welche dank der hochwertig erzeugten Milch- und Fleischprodukte für Menschen wertvolle Nahrung liefern. Darauf haben sich landwirtschaftliche Betriebe in Flächenstaaten wie Kanada, Australien, China, aber auch in Regionen Europas, die als unwirtlich galten, eingestellt. Und sie nutzen intensiv die Silage als Futteraufbereitung und sind offen für High-Tech bei der Fütterung.
So kommt es, dass Siloking bei den landwirtschaftlichen Großbetrieben in der ganzen Welt bestens bekannt ist. Die Futtermischtechnik, die den Tieren an ihrem Fressbereich ein individuell optimiertes Futter vorlegen kann, zeichnet sich durch Zuverlässigkeit und Belastbarkeit aus. Es spricht für sich, dass der weitaus größte Teil der Lieferungen an Betriebe geht, die nach sechs bis zehn Jahren einen bewährten Futtermischer durch ein noch besseres Nachfolgegerät ersetzen – auf dem nicht allzu großen Weltmarkt für solche Maschinen ist Siloking klar in Führung.
Was die nächsten Jahre bringen werden und wie die Zukunft tatsächlich aussehen wird, kann keine noch so akribische Planung sicher voraussagen. In den neuen Hallen auf dem Siloking-Gelände hat sie jedenfalls ideale Voraussetzungen, sich einzunisten. Es ist im Unternehmen üblich, einen Zeitraum von fünf Jahren mit allen verfügbaren Zahlen zu planen und die möglichen Alternativen abzuwägen. Für den nächsten 5-Jahres-Schritt, Zukunft 2030, hat die Sammlung der Daten schon begonnen.
pr