Es muss nicht immer das Neueste sein, ein Hauch von Nostalgie tut wohl.
Am Burghauser Tor, im ehemaligen Schuhgeschäft Stadler, hat im November ein Ladengeschäft neu eröffnet: „Schönes aus zweiter Hand“. Eine Fundgrube für Leute, die nicht dem „letzten Schrei“ folgen, sondern lieber Dinge im Haus haben, die eine Geschichte erzählen. Dinge, die nicht mehr der neuesten Mode entsprechen, die schon einmal einen glücklichen Besitzer hatten. Die Inhaberin, Anna Fleck, stammt aus Törring, hat dann eine lange Zeit in Emmerich am Rhein verbracht und ist, nach einigen Schicksalsschlägen, vom Heimweh getrieben an die Berge und die Salzach zurückgekehrt. Sie wagt den Neuanfang, erstens weil sie Kleider, Gebrauchsgegenstände und Dekorationen mit Nostalgie-Effekt schön findet und zweitens, weil sie gerne mit Menschen ins Gespräch kommt, die über Dinge schwärmen und damit eigentlich die vergangene Zeit meinen.
Sie hat über die Jahre einen großen Fundus an unterschiedlichen Artikeln angesammelt, die sie nun im Laden arrangieren kann. Alles muss einen Platz bekommen, muss sichtbar werden. Und zwar ohne ausgeklügelte Ladeneinrichtung, mit dem Charme eines Flohmarktstands: Dinge mit Niveau wollen erkannt, wollen gefunden werden. Es gibt Gebrauchskleidung, Kinderkleidung, Babyausstattung, es gibt Festliches und Ausgefallenes, Schmückendes und Praktisches. Es gibt Haushaltswaren, Glas, Porzellan, viel Dekoratives, herausgelesen aus den Modewellen, die kaum vergangen schon vergessen waren. Es gibt Bücher (die noch ihren Platz suchen – wer Holzregale übrig hat, könnte sich gerne melden). CD und DVD hoffen auf Interesse, es gibt auch VHS-Video-Kassetten mit Reportagen über Natur und über Kunst. Das Abspielgerät dafür gibt es, neben anderen Elektrogeräten, auch (weil längst nicht mehr in allen Haushalten vorhanden). Und es gibt sehr persönliche Dinge: schöne Wolle, gestrickte Socken in ausgefallenen Mustern, Hausschuhe. Handarbeit war ihr eigenstes Talent, sagt die Inhaberin, auch ihr Halt in schwierigen Zeiten. Noch eine geliebte Nebensache hat sie mitgebracht: Kosmetik von Mary Kay, früher hat sie damit Hausbesuche gemacht.
Den ersten Teil ihres Traums, einen eigenen Laden für alle ihre Schätze, hat sie sich mit der Neueröffnung schon wahr gemacht. Der zweite Teil braucht Zeit. Sie möchte, dass ihr Laden von Leuten mit Gespür für das Besondere gefunden wird und dass sie ihre Erfahrung, als Gratisbeigabe zu den Sachen, zur Geltung bringen kann. Es wäre schön, wenn der Laden einfach dazugehören würde, ein Platz mehr in einer liebenswürdigen Stadt.