Frische, Ordnung, Sauberkeit – und fair bleiben
Der Chef packt selber mit an beim Einräumen der Regale und plaudert auch gern mit den Kunden. Die Nähe zu den Leuten, zu den Kundinnen und Kunden, zu den Beschäftigten und zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der EDEKA Zentrale ist ihm wichtig, aber sie ist nicht seine einzige Qualität. Seit 40 Jahren ist er im Einzelhandel tätig, in leitenden Funktionen bei verschiedenen Handelskonzernen und seit fünf Jahren selbständig als Inhaber des EDEKA-Markts in Tittmoning. „Kramern kann ich“, sagt er mit Schalk in der Stimme, „das hab ich wirklich gelernt“. Aber es ist natürlich kein kleiner Krämerladen, den er führt. Seit der Eröffnung des Ellinger-Markts in Kirchweidach wahrt er den Überblick über zwei Standorte, 60 Beschäftigte und 25.000 Artikel, die immer vorrätig, aber stets frisch sein müssen.
Es gibt ein paar Sachen, die stimmen müssen im Unternehmen, ist Peter Ellinger überzeugt. Die Lagerhaltung steht da ganz oben. Im Lager hilft nur strikte Ordnung. Die Bestandsführung muss aufs Stück stimmen, jede Schwankung bei der Nachfrage muss gesehen werden, jedes Produkt hat genau seinen Platz. Ordnung muss nicht erst geschaffen werden, wenn Besuch kommt, sie muss gelebt werden. Bei Lebensmitteln heißt Ordnung auch, dass das Haltbarkeitsdatum beachtet wird. Garantierte Frische gibt es nur, wenn man die Abläufe im Griff hat. Natürlich gibt es Software für die Lagerführung, natürlich ist dazu auch eine leistungsfähige Logistik bei der EDEKA-Zentrale notwendig, aber Grundlage der Ordnung sind die Köpfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie müssen mit offenen Augen, mit Verstand und Verantwortung ihre Arbeit tun.
Dafür ist wieder das Betriebsklima entscheidend. Man muss mit einander reden können. Man muss Respekt vor einander haben, Verständnis dafür, dass Menschen keine Maschinen sind, schon gar keine perfekten. Man muss sich helfen lassen, aber auch einspringen, wenn ein Engpass auftritt. Fachwissen ist gefragt, das muss man sich erwerben, die Bereitschaft zum Dazulernen ist mehr wert als ein wohlklingender Abschluss. Fehler gehören zum Lernen, die Wiederholung von Fehlern eher nicht. Der Umgang miteinander entscheidet, ob Lernbereitschaft oder Frustration herrschen.
Basis für zufriedenes Personal sind faire Grundbedingungen. Der Lebensmittelhandel ist nicht tarifgebunden, aber die Konditionen sind attraktiv. Die von der Kundschaft als selbstverständlich vorausgesetzte Öffnungszeit von 7.00 Uhr früh bis 20:00 Uhr abends erfordert ein Zwei-Schicht-System, dazu muss es einen Dienstplan geben, der ist, individuell gesichert, per Handy-App jederzeit einsehbar (neben dem persönlichen Zeitkonto und anderen Informationen). Die Zeiterfassung erfolgt minutengenau durch Fingerabdruck. Das Grundgehalt wird ergänzt mit Mitarbeiter-Rabatt bei Einkäufen, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, vermögenswirksamen Leistungen und betrieblicher Altersversorgung.
Der Fachkräftemangel ist spürbar, aber noch nicht problematisch. Seit langer Zeit tätige Mitarbeiter*innen und die Vermittlung von Arbeitskräften aus dem Familien- oder Freundeskreis der Beschäftigten zeigen ein hohes Maß an Zufriedenheit und Unternehmensbindung. Auch das gute Arbeitsklima macht den EDEKA-Markt attraktiv. Dazu gehört das Anlernen von Kräften aus anderen Branchen und die Aufgeschlossenheit für einander. Peter Ellinger ist selbst IHK-zertifizierter Ausbilder und kann Einzelhandelskaufleute ausbilden – auch wenn davon zur Zeit niemand Gebrauch macht.
Die Eröffnung eines zweiten Markts in Kirchweidach war eine Herausforderung. Der Markt wurde von Peter Ellinger, seiner Frau Hildegard Ellinger und seinem Sohn, Stephan Ellinger, der bereits als Prokurist an der Geschäftsleitung beteiligt ist, völlig neu konzipiert und nach diesem Konzept neu gebaut. „Ich habe mit Neueröffnungen viel Erfahrung“, schmunzelt Peter Ellinger und spielt damit auf die Zeit an, in der die Expansion einer Handelsgruppe seine berufliche Aufgabe war. Heute muss man dabei ein paar zusätzliche Aspekte beachten: Photovoltaik auf den Dächern, Wärmerückgewinnung, energiesparende Beleuchtung, Abwärme der Kühlgeräte speichern und vorhalten für Heizung … das sind technische und kaufmännische Herausforderungen. Da ein Markt für die Grundversorgung der Bevölkerung auf sehr lange Frist geplant und verwirklicht wird, ist die Aufgabe aber durchaus lösbar.
Sehr lange Frist nach 40 Berufsjahren … ist das wirklich ernst gemeint? „Man muss rechtzeitig dafür sorgen, dass es weiter geht, wenn man selber nimmer kann“, meint Peter Ellinger. „Natürlich werde ich in der Geschäftsführung noch mitreden, aber wenn die Prinzipien für einen erfolgreichen Markt eingehalten sind, darf der Zeit-Anteil für das, was ich sonst noch gern mache, größer werden“. Die Voraussetzungen sind jedenfalls schon geschaffen.