Der Dorfladen – lebendige und obendrein schmucke Dorfmitte
Von der Friseurstube und Gemischtwarengeschäft zum Omnibusunternehmen
Das Familienunternehmen Wengler kann auf eine langjährige Geschichte in Asten zurückblicken. Bereits in der dritten Generation führt das Busunternehmen erfolgreich seinen Betrieb. Die Anfänge in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ließen diese Entwicklung allerdings noch nicht vermuten.
Der aus Laufing stammende Firmengründer Johann Wengler begann seine berufliche Karriere 1930 mit der Ablegung der Gesellenprüfung zum Herrenfrisör. Arbeitsstellen waren damals knapp und so verdingte er sich anfangs als Frisör in München und Kochel am See. 1931 führte ihn sein Weg zurück nach Asten, wo er im Hause Stummer als 17-Jähriger den Sprung in die Selbständigkeit wagte und eine Frisörstube eröffnete.
Durch seine Kunden wurde er auf den Bedarf an Gebrauchsartikeln und Lebensmitteln auf dem Land aufmerksam. Daher erweiterte er seine Aktivitäten zusätzlich zum Handwerk auf den Handel. Er reagierte flexibel auf die Bedürfnisse seiner Kunden, lieferte die Waren bei Bedarf auch nach Hause. Bereits 1935 erwarb er ein Grundstück gegenüber der Astener Kirche, um dort ein Wohn- und Geschäftshaus zu bauen. Im Erdgeschoß richtete er den Gemischtwarenhandel und einen Frisörsalon ein.
Durch seine Heirat mit Martina Winkler aus Tyrlaching kam ein neuer Geschäftszweig hinzu: Martina war gelernte Damenschneiderin und erweiterte das Angebot durch ihre Dienstleistungen und den Verkauf von Stoffen und Textilien.
Während der Kriegszeit war Martina Wengler allein auf sich gestellt. In einem Schreiben von 1944 an das damalige Ernährungsamt Laufen bittet Martina Wengler darum, dem Wunsch ihrer Kunden nach Markenbutter und Quark nachzukommen und diese ins Sortiment zur „Weg- und Zeitersparnis“ ihrer Kunden aufnehmen zu dürfen.
In den fünfziger Jahren musste das Unternehmen mit den Folgen einer Einbruchsserie kämpfen. In der Nachkriegszeit waren Geld und Waren knapp und die Lagerbestände des Geschäftes verführerisch. Nach dem ersten Einbruch vergitterte daraufhin Johann Wengler die Fenster des Haues und besorgte sich nacheinander Schäferhunde als Wachhunde. Die Diebe gingen aber sogar soweit, die Hunde zu vergiften, um an die eingelagerten Waren zu kommen. Die Diebstähle wurden nie aufgeklärt.
Das umtriebige Unternehmerpaar wurde Anfang der Sechziger darauf aufmerksam, dass die Firma Höchst in Gendorf Werksbusse suchte, um ihre Mitarbeiter aus der Region zur Arbeitsstelle und wieder nach Hause zu befördern. 1961 wagten die Wenglers daher wieder einen Sprung ins kalte Wasser und gründeten ihr Busunternehmen.
1967 wurde das Lebensmittelgeschäft aus gesundheitlichen Gründen an Hans Winkler, bekannt als Rauschwirts Hans, verpachtet. Als dieser 1972 den elterlichen Betrieb in Alterfing übernahm, konnte man als Nachfolgerin Eva Szabo gewinnen. Seit August 1972 betreibt nun Frau Szabo seit genau fünfzig Jahren den Dorfladen in Asten.
Der Busbetrieb wurde Schritt für Schritt ausgebaut. Ende des Jahres 1998 kaufte man den Busbetrieb Göbl aus Garching a.d. Alz. Mittlerweile verfügt man über einen Fuhrpark von 37 mit allem Komfort ausgestatteten Bussen. Durch vorausschauenden Grunderwerb konnte der Busbetrieb im Nordosten Astens angesiedelt werden. Neben einem Angebot an Reisen und Ausflugsfahrten besteht das Hauptgeschäft mittlerweile aus Linienverkehren in den Landkreisen Traunstein und Altötting, sowie aus Schul- und Berufsverkehren.
50 Jahre Eva Szabo – das Gesicht des Dorfladens in Asten
Im August 1972, Eva Szabo war gerade mal 24 Jahre alt, wagte sie den Sprung in die Selbständigkeit. Ihre umsichtige und freundliche Art und die Vertrauensbasis zur Familie Wengler war die Grundlage für eine Zusammenarbeit, die bis heute andauert.
50 Jahre Dorfladen – das heißt immer offen für Kundenwünsche sein, freundlich und kompetent das Geschäft und die Mitarbeiter führen, einen guten Draht zum Verpächter haben und mit immer neuen Ideen den Dorfladen lebendig erhalten.
Auch an den Zeitgeist musste sich Eva Szabo immer wieder anpassen. Wurden zu Beginn ihrer Tätigkeit die vielen kleine Läden noch vom Hauptlieferanten hofiert und persönlich betreut, so wird jetzt kaum noch Rücksicht auf deren Bedürfnisse genommen.
Circa 2500 Artikel auf 120 m2 Verkaufsfläche zu handeln ist kein Kinderspiel. Kunden aus nah und fern wissen das Sortiment und die kompetente Betreuung beim Einkauf zu schätzen. Alteingesessene sind natürlich ihre Stammkundschaft, aber der Ruf des charmanten Ladens gegenüber der Dorfkirche hallt bis nach München und sogar holländische Touristen machen gerne einen Abstecher von der B20, um hier einzukaufen.
Sowohl Familie Wengler als auch Eva Szabo selbst machen sich Gedanken, wie es wohl weitergehen wird, wenn letztere doch einmal in den wohlverdienten Ruhestand wechseln sollte. Wer sich vorstellen könnte, sich hier in Zukunft zu engagieren, findet jederzeit Ansprechpartner im Dorfladen selbst oder im Büro der Firma Wengler. Asten wäre ohne Dorfladen als zentralen Anlaufpunkt schwer vorstellbar.
Ute Sesselmann