Präsidentin Gabriele Sehorz souverän auf Erik Stettmers Motorrad
Präsidentin Gabriele Sehorz souverän auf Erik Stettmers Motorrad

150 Jahre Bund der Selbständigen, glatter Fünfer für Wirtschaftspolitik

Gewerbeverband feiert Bestehen und bemängelt die Politik von Bund und Land

Das erfreuliche zuerst. Der BdS, Dachverband der bayerischen Gewerbeverbände, feierte Mitte Oktober im Rahmen eines besonderen Mittelstandsforums sein Jubiläum: 150 Jahre erfolgreiche Vertretung des bayerischen Mittelstands. Die Präsidentin, Gabriele Sehorz, erhielt von den Forums-Teilnehmern für ihre Reden großes Lob: „Herausragend waren deine Reden, sehr gut formuliert, die Probleme und Wünsche auf den Punkt gebracht und mit größter Diplomatie und witzigen Zwischentönen geführt. Alle Achtung!“

Die Veranstaltung, die erstmals in dieser Form stattfand, brachte hochrangige Gäste wie den bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder in das Gaszählerwerk München, um sowohl auf die Geschichte des Verbands zurückzublicken als auch die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Bei einer so klaren Positionierung war es wenig überraschend, dass bei der Veranstaltung die da noch amtierende Bundesregierung aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP für ihre Politik keine Zustimmung fand. Die bayerischen Selbständigen erteilten der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung den Notendurchschnitt 4,98 – die zweitschlechteste Note nach 5,15 im Winter 2023/24. Aber auch die bayerische Staats­regierung konnte sich von dem negativen Trend nicht abkoppeln. Mit einer Bewertung von 4,04 erzielte die Wirtschaftspolitik der Landesregierung ebenfalls den zweitschlechtesten, jemals gemessenen Wert. Es sind somit die schlechtesten Noten, die amtierende Regierungen jemals bei einem Stimmungstest für ihre Wirtschaftspolitik erhalten haben.

Bei näherer Betrachtung ist der „glatte Fünfer“ bestenfalls eine gefühlte Wahrnehmung. Bayern und die Bundesrepublik haben schon viel gravierendere Rückschläge bei Produktion und Handel überstanden, auch Inflation und Zinsniveau waren schon in bedrohlicheren Höhen. Liest man in den Berichten der Wirtschafts-Forschungsinstitute nach, so war die Lage im Herbst 2024 längst nicht so „mangelhaft“, wie dargestellt:
„Bei der Stimmung in den Unternehmen und den privaten Haushalten zeigten sich im Oktober 2024 Lichtblicke: Zu Beginn des vierten Quartals ist der ifo Geschäftsklimaindex erstmals seit Mai wieder gestiegen. Insgesamt beurteilten die Unternehmen sowohl ihre aktuelle Lage als auch die Geschäftsaussichten besser als im Vormonat. Laut GfK setzt die Verbraucherstimmung in Deutschland im Oktober ihre im Vormonat begonnene vorsichtige Erholung weiter fort. Insbesondere die Erwartungen an die künftige finanzielle Lage wurden erneut etwas optimistischer eingeschätzt und sorgten bei der Anschaffungsneigung für Rückenwind, so dass diese auf den höchsten Wert seit mehr als zweieinhalb Jahren kletterte. Auch das HDE-Konsumbarometer hellte sich erstmals nach sechs Monaten mit Rückgängen wieder auf. Die leicht positive konjunkturelle Entwicklung im dritten Quartal zusammen mit den verbesserten Stimmungsindikatoren am aktuellen Rand spricht für eine Bodenbildung der konjunkturellen Schwächephase zur Jahreswende 2024/25“. – Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, abgerufen 2. Dezember 2024.

Natürlich gehört das Klappern zum Handwerk und dem Bund der Selbständigen steht es frei, auf welche Daten er seine Expertisen gründet. Der Respekt vor den in unserer Region tätigen Betrieben und ihren Mitarbeitern gebietet es uns aber, die Leute, die mit ihrem Können und ihrem Fleiß höchste Leistungen erbringen, nicht mutlos zu machen. Jammer macht nichts besser, Weitblick und Zuversicht bringen uns alle voran.

Josef Wittmann