Capuccino Jazz Band wird 40 Jahre
Die aktuelle Septett-Formation: Gerhard Herrmann (b), Karin Lischka (vox),. Reinhard Thußbas (dr), Max Pastötter (g), Robby Siemens (sax), Barni Gierlinger (tr), Bruno Backes (tb)

Vierzig Jahre Cappuccino Jazz Band

Vierzig Jahre ist ja kein Alter – für einen Menschen. Robby von Siemens hat erst kürzlich seinen 70er gefeiert. Aber für eine Band… doch! Für eine Band ist 40 Jahre ein beachtliches Alter. Na gut, Deep Purple ist 57 Jahre alt, die Rolling Stones über 60. Aber wie viele aus der Originalbesetzung spielen da noch mit?

Die in der Tittmoninger Kult-Kneipe „Café Opus“ gegründete Cappuccino Jazz Band wird in diesem Jahr vierzig Jahre alt. Und drei der Musiker, also mehr als die Hälfte des Quintetts, waren schon bei der Gründung dabei: Der damalige Kneipenbetreiber Robby von Siemens als Saxofonist, Reinhard Thußbas am Schlagzeug und Bassist Gerhard Herrmann gaben zusammen mit Balthasar „Hausl“ Hechenbichler an den Tasten und dem Gitarristen Jürgen Kampik am 28. Juli 1985 um 21 Uhr (!) ihr erstes gemeinsames Konzert im „Café Opus“, einem Treffpunkt der Chiemgauer Musikszene.

Hier, wo neben Getränken mit und ohne Alkohol – besonders beliebt der namensgebende Cappuccino – auch ein buntes Programm aus Kleinkunst und Konzerten angeboten wurde, hatten die fünf jungen Hobbymusiker und Jazzfans beim Jammen zusammengefunden. Sie waren Anfang zwanzig, kamen aus der Region, und abgesehen vom Kneipenwirt waren sie Studenten (Lehramt und Architektur). Herrmann und Hechenbichler hatten schon in einer Band mit dem Namen „Eierkarton“ in Fridolfing miteinander gerockt, Thußbas saß in der Folk-Rock-Combo „Zwanensee“ am Schlagzeug. Einzig Robby von Siemens, der Älteste, war schon in Richtung Jazz unterwegs: Nach ersten Saxofon-Stunden im Wehrdienst hatte er parallel zum BWL-Studium eine musikalische Ausbildung begonnen, u.a. das Berklee College of Music in Boston besucht und bereits in verschiedenen Münchener Jazz-Formationen gespielt.

Als „Späthippies“ wird die ursprüngliche Truppe in einem Artikel zu ihrem 30jährigen Jubiläum beschrieben: Die erste Tour führte im bunt bemalten VW-Bus über Würzburg nach Holland, wo sie auch einfach für die anderen Camper am Zeltplatz spielten. Das Repertoire bestand damals aus Jazz-Standards, aber auch schon aus Eigenkompositionen, in denen oft die Rock-Vergangenheit einiger Bandmitglieder durchschien. Bis heute sind ihnen Freude und Spaß das Wichtigste beim Spielen. Aber vierzig Jahre und hunderte Auftritte später sind sie natürlich nicht mehr dieselben – auch nicht musikalisch. Professioneller sind sie geworden, aber nicht routiniert, vielfältiger, aber beileibe nicht beliebig. Wenn man so viele Jahrzehnte gemeinsam jazzt und improvisiert, entsteht außerdem natürlich eine ungeheure Vertrautheit, die ganz viel Freiheit erlaubt. Dabei hat die Formation sich von Anfang immer weiterentwickelt. Den Pianisten zog es schon bald nach München, seither gibt es keine Tasten mehr in der Besetzung. Als neuer Gitarrist stieß 1993 der etwas jüngere Max Pastötter dazu.

Über 15 Jahre lang prägte Julia Fehenberger aus Burghausen als Sängerin das Profil der Band, die, zum Quintett erweitert, jetzt auch das „American Songbook“ ins Repertoire aufnahm. Nach Julias Wegzug hat vor einigen Jahren die junge Karin Lischka deren Part übernommen und bringt seither ihre ganz eigene Persönlichkeit und (Stimm-)Farbe mit ein. Robby von Siemens wirkt schon lange auch als Komponist und Arrangeur, das Repertoire der Cappuccino Jazz Band umfasst zahlreiche Eigenkompositionen, die Covers sind oft sehr eigenwillige Versionen bekannter Nummern.

„Die Cappuccino Jazz Band präsentiert feinsten Vocal- Jazz in hochkarätiger instrumentaler Verpackung. Jazz Standards von den Anfängen bis zur Gegenwart in überraschenden Arrangements gewürzt mit Eigenkompositionen, die aufhorchen lassen“, so liest es sich auf der Website.

Ihr 40jähriges feiert die Cappuccino Jazz Band gemeinsam mit ihrem Publikum bei Konzerten im Trostberger Postsaal (14.3.), im Traunsteiner Kulturforum Klosterkirche (26.4.) und im Bahnhof Simbach (16.10.). Den Auftakt des Jubiläumsjahrs aber macht ein Konzert am 22. Februar in der Stadt, wo sie gegründet wurde: im Stadtsaal im Tittmoninger Braugasthof. Hier wurde schon 2006 (nachträglich) vor restlos ausverkauftem Saal das zwanzigjährige Bestehen gefeiert und vor zehn Jahren das dreißigjährige. Damals, 2015, wurde das Quintett übrigens zum ersten Mal um zwei weitere Bläser erweitert: Posaunist Bruno Backes und Trompeter Barni Gierlinger gehören seither fest dazu, wenn die Cappuccino Jazz Band als Septett auftritt – in einer Besetzung, mit der Art Blakey und seine „Jazz Messengers“ berühmt wurden und mit der auch das Hardbop-Repertoire der „Blue-Note“-Ära Einzug hielt.

Karten für das Konzert im Stadtsaal sollte man sich bald sichern – sie sind demnächst im Kulturbüro der Stadt (Tourist Info) erhältlich.

Dr. Gerda Poschmann-Reichenau