Sentimental Journey – Lesung und Jazzmusik auf der Burg
Der namhafte amerikanische Jazz-Pianist Freddy Johnson (1904 – 1961), hier im Tittmoninger Burghof, gehörte zu den von 1942 bis 1944 in der Burg Tittmoning internierten zivilen US-Bürgern. (Bild: United States Holocaust Memorial Museum)

Sentimental Journey – Lesung und Jazzmusik auf der Burg

Der Leseabend „Sentimental Journey“ eröffnet am Freitag, den 30. Mai im Salzburger Saal der Tittmoninger Burg die Reihe der Begleitveranstaltungen zur Ausstellung „Free Again!“: Eine Hommage an die Menschen, denen während ihrer Zeit in Gefangenschaft die Kunst half, zu überleben. Es lesen Peter Arp und Tom Brückner. Den musikalischen Part übernimmt Werner Vitzthumecker mit einem Jazz-Trio.

Der in England ausgebildete deutsche Schauspieler und Regisseur Peter Arp (Salzburg) bringt Gedichte in englischer Sprache zu Gehör, die während der Kriegsjahre in der englischsprachigen Lagerzeitung „The Quill“ (dt.: „Der Gänsekiel“) veröffentlicht wurden. In dieser Zeitung, die von britischen Offizieren im hessischen Lager Elbersdorf gegen die Monotonie des Lagerlebens initiiert wurde und zu der jeder Kriegsgefangene entsprechend seiner Begabung etwas beitragen konnte, kamen auch Briten zu Wort, die in Tittmoning und Laufen inhaftiert waren. Um dem deutschsprachigen Publikum das Verständnis zu erleichtern, wirkt Tom Brückner mit einigen speziell für diese Veranstaltung entstanden deutschen Übertragungen mit.

Dazu passend erklingt Musik der 30er Jahre mit Werner Vitzthumecker, Sepp Wastlhuber und Peter Müller: Die Jazzmusik, die in den „Goldenen Zwanzigern“ der Weimarer Republik auch Deutschland erobert hatte, ist mit ihrer Spontaneität, Improvisation und Individualität ein Inbegriff der Freiheit, und damit der nationalsozialistischen Weltanschauung diametral entgegengesetzt. Der Jazz war im NS-Deutschland als „fremdländische“ und „entartete“ Musik immer wieder Repressalien, Ausgrenzungen, Diffamierungen und auch Verboten ausgesetzt – nicht zuletzt, weil seine Wurzeln in Afrika liegen und viele namhafte Jazzmusiker jüdischer Herkunft waren.

Werner Vitzthumecker hat mit seinem Jazz-Trio für diesen Abend ein Programm erarbeitet, das u.a. Titel des damals in Tittmoning internierten Jazz-Musikers Henry Crowder umfasst. Mit den Gedichten aus der Gefangenschaft, die dieser Abend aus den Archiven hervorholt und lebendig werden lässt, verbindet sich die Jazzmusik zu einem Erinnerungsabend der besonderen Art, einer Hommage an die Freiheit.

Die Veranstaltung beginnt um 20 Uhr, Einlass ist um 19 Uhr 30. Die Sonderausstellung „Free Again!“ im Fürstenstock der Burg ist an diesem Tag ausnahmsweise bis zum Beginn der Veranstaltung geöffnet, so dass man sie vor der Lesung noch besuchen kann. Karten für die Veranstaltung gibt es im Vorverkauf im Tittmoninger Kulturbüro (Tourist Info, Tel. 08683 – 7007 10) und online auf reservix.de sowie an der Abendkasse. Der Eintritt zur Ausstellung ist frei.

Zusatzinfo zur Ausstellung

Die Ausstellung „Free Again!“ erinnert an ein dunkles Kapitel unserer Lokalgeschichte und hat dabei vor allem die einzelnen Menschen und ihre Schicksale im Blick. Vom erlösenden Moment der Befreiung vor 80 Jahren blickt sie zurück auf schlimmes Leid, aber auch auf Überlebensstrategien wie den Zusammenhalt der Gefangenen, die in der Kunst, beim Schreiben und Malen, beim gemeinsamen Musik- und Theatermachen für Momente ihrer erdrückenden Situation entkommen, ihre Muttersprache und ihre Kultur pflegen und sich so zumindest innerlich befreien konnten.

In Lagerzeitungen, Briefen und Tagebüchern fassten die Inhaftierten ihren Alltag und ihre Träume in Worte. Mit Pinsel und Stiften, verschiedenen Instrumenten oder beim Theaterspielen retteten sie sich über diese schwere Zeit. Das Rahmenprogramm in der Burg orientiert sich an den künstlerischen Aktivitäten der Kriegsgefangenen damals. Und es feiert die Freiheit und die Freude, das Leben und die Kunst, die in schweren Zeiten für viele Menschen ein Hoffnungsschimmer ist, der überleben hilft – bis heute!

Stadt Tittmoning