In der Galerie „Knapp bei Kasse“ im ersten Stock des Rathauses stellt Thomas Herbig jetzt wieder eigene Zeichnungen aus – natürlich solche mit Bezug zu seiner Heimatstadt und zu seinem geliebten See, in dem er während seiner Aufenthalte hier täglich schwimmen geht. Meist sind seine Motive Landschaften, in den letzten Jahren auch Personen, die darin oft aufzugehen, zu verschwinden scheinen. Er arbeitet mit Blei- und Farbstift, Tusche, Deckfarben und Aquarell, fängt mit lockerem Strich Stimmungen ein und macht das Unspektakuläre interessant.
Schon beim letzten Tittmoninger „Kunstplatz“ 2018 hatte sich der meist in München lebende Thomas Herbig als „Hiesiger“ geoutet – und als absoluter Fan des Leitgeringer Sees. Er wurde 1949 in Tittmoning geboren, wuchs hier auf und besuchte die Tittmoninger Volksschule. Auch nach der Internatszeit in Marquartstein, Studium an der Kunstakademie und Berufsleben als Kunsterzieher in München – bis heute sein Erstwohnsitz – ist die Salzachstadt immer seine gefühlte Heimat geblieben. Regelmäßig verbringt er Tage oder Wochen in dem Holzhaus an der Laufener Straße, das sein Großvater nach dem Krieg gebaut hat und das ihm die Tante schon lange vor ihrem Tod überschrieb. Sein Vater Max Herbig war von 1970 bis 1978 Bürgermeister in Tittmoning.
Gleich nach dem Studium in den 70ern und 80ern hatte Thomas Herbig Einzelausstellungen und Beteiligungen u.a. in Saarbrücken, Landshut, München, Tours, Paris und London. Auch im Rathaus Tittmoning hat er bereits Werke gezeigt: 1980 gemeinsam mit Walter Röstel und 1995 mit Otto Wagner, und 1988 war er mit dabei beim allerersten Kunstplatz im Khuenburghaus, den Elisabeth von Samsonow initiiert hatte.
Das Berufsleben ließ ihm aber nicht viel Zeit für solche Aktivitäten. Im sogenannten Ruhestand profiliert sich der intime Kenner der Zeichenkunst insbesondere des 19. Jahrhunderts nun vor allem als Autor kunstgeschichtlicher Buch- und Katalogtexte und erstellt Expertisen für Sammler und Auktionshäuser. Und er hat wieder begonnen auszustellen: in Tittmoning beim Kunstplatz 2018 und dann 2019 gemeinsam mit Manfred Scholl in der Burg.
Dr. Gerda Poschmann-Reichenau