Plößberger Könige als Reiter aus der Witt-Krippe

Die Witt-Krippe: Ein Weihnachtsjuwel in Tittmoning

Einigen älteren Bürgerinnen und Bürgern aus Tittmoning sind sicher noch der Kaplan Witt und seine Schwestern Anni und Resi ein Begriff. Andreas Witt kam als Kaplan nach Tittmoning und brachte als Haushälterin seine Schwester Anni mit. Nach seinem frühen Tod blieb die Anni in Tittmoning und holte ihre hörbehinderte Schwester Resi zu sich in das Städtchen an der Salzach. Beide wohnten im Kanonikushaus an der Stiftkirche. Anni arbeitete in der Blusenfabrik am Sportplatz und finanzierte sich so das Leben für sich und ihre Schwester Resi. Mit dem Wenigen, was die beiden besaßen, unterstützen sie auch einen weiteren Bruder namens Wolfgang beim Studium. Wolfgang Witt trat nach dem Studium in das Kloster in Metten ein.

Die Geschwister Witt stammten alle aus dem kleinen Ort Plößberg in der Oberpfalz. Über die Grenzen Bayerns hinaus ist Plößberg bekannt für seine Weihnachtskrippen. Das Schnitzen von Figuren und das Aufbauen der Krippen ist bis heute in Plößberg gelebtes Brauchtum. Jede Krippenfigur ist aus Holz und in Handarbeit von Plößbergern Laienschnitzern gefertigt. Das Schnitzen war ein kleines Zubrot für die ärmliche Bevölkerung der Oberpfalz.

Die Geschwister Witt bekamen jedes Jahr zu Weihnachten ein Paar Plößberger Krippen Figuren von den Eltern und Großeltern geschenkt. Ein Onkel und Cousin der Geschwister waren selbst als Figurenschnitzer tätig. So ist es auch wahrscheinlich, dass diese beiden des Öfteren ein kleines Geschenk für die Kinder hatten.

Mit der Zeit kam so eine beachtliche Stückzahl an Figuren zusammen. Neben den Figuren gehörten zum Krippenfundus der Familie auch Häuser, ein Tempel, eine Burg, Almhütten und viele andere Teile wie Kulissen. Die ältesten Teile der Witt-Krippe stammen von 1900, die jüngsten von 1920.

Jedes Jahr bis zu Ihrem Tod baute die Witt Anni ihre Krippe auf. Über mehrere Etagen im Fenster mit viel Moos, Baumrinde, Baumschwammerln etc.

Nach dem Tod der Schwester zog die Anni in eine kleinere Wohnung ins Kuratenhaus am Stadtplatz. Die Krippe wurde den Sommer über am Dachboden des Hauses eingelagert. Leider wurden der Anni aus ihrem Dachbodenabteil fast alle Kulissen und auch einige Figuren herausgestohlen. Ob‘s Lausbuben waren oder Kunstkenner ist leider nie ans Licht gekommen.

Als schließlich auch die Kräfte der Witt Anni nachließen, half ihr Hannelore Meißner beim Aufstellen der Krippe. Anni sah, dass die Hannelore ein Händchen beim Arrangieren des Heiligen Geschehens hatte und ihr die Arbeit große Freude bereitet. So entschloss sie sich 1990, die Krippe an ihre Helferin weiterzugeben.

Bei Hannelore Meißner wurde die Krippe liebevoll und mit viel Geschmack und Können jedes Jahr im Hausflur aufgebaut. 2015 schenkte sie die Krippe an Rainer Zimmermann weiter. Seit dieser Zeit wird die Krippe wieder im Kanonikushaus aufgebaut. Wolfgang Blaschke hat für die Krippe die fehlenden Kulissen ergänzt. Jetzt sieht man die Geburt Christi in Tittmoninger Kulisse.

In diesem Jahr wird die Witt-Krippe in Rahmen der Krippenausstellung in der Burgkirche zu sehen sein: ein kleines Juwel der Krippenbaukunst, das immer aufs Neue die jeweiligen Besitzer und Besucher erfreut.

Rainer Zimmermann