Ausstellung auf der Burg Tittmoning
„In gewissen Situationen ist jeder ein Flüchtling“, sagt Cordula Hofmann-Molis über das prägende Motiv ihrer Ausstellung „Bo(o)tschaften“, mit der die heurige Museums-Saison auf der Burg eröffnet wird. Und damit holt sie das emotionsgeladene Thema „Flucht“ auf den Boden des Alltags herunter: es geht ihr nicht um die Betroffenheit über alles Elend, nicht um die vielen im Mittelmeer Ertrunkenen, nicht um herzlose Behörden und um das Mitleid der Wohlhabenden, sondern um den Verlust der Heimat, der ganz am Anfang steht. Nur – wie kann man den sichtbar machen?
Cordula Hofmann hat Kunst zu ihrem Lebensschwerpunkt wählen können, hat als Zwanzigjährige in Köln eine Lehre als Kostümbildnerin begonnen, war Assistentin bei den städtischen Bühnen Köln und später bei den Salzburger Festspielen Assistentin der Kostümabteilung, hat ein Studium am Mozarteum, Klasse Bühnenbild und Kostüm angehängt, war viele Jahre lang an der Universität Mozarteum Lektorin für textiles Gestalten und hat dabei nie ihre kreative Frische verloren. Wenn sie erzählt, wird der Raum Theater, sie kann Szenen entstehen lassen und im nächsten Augenblick schroff hinterfragen: „wer will, kann das auch als Dekoration empfinden“.
Um den Verlust der Heimat darstellen zu können, muss man erst einmal eine Heimat gefunden haben. Stadt und Land Salzburg, dort insbesondere die Gemeinde Sankt Georgen, wo sie an der Schaffung des Museums Sigl-Haus maßgeblich beteiligt war, wurden über Jahrzehnte zur Heimat und schließlich das Bauernhaus im Flachgauer Stil in Rothanschöring, wo sie heute lebt. Finden ist nicht genug: die Heimat muss man sich erarbeiten. Und erst dann kann man das Ausmaß des Verlusts verstehen, den die Vertreibung bedeutet.
Cordula Hofmann-Molis nutzt dazu viel leeren Raum. Den Carabinieri-Saal der Burg hat sie spontan ins Herz geschlossen und platziert darin einzelne Objekte; kleine ganz offensichtlich nicht seetüchtige Boote, Leitern, an denen durchsichtige Figuren in die Höhe klettern, ihr Schatten fast sichtbarer als sie selbst, transparente Objekte, in denen Treppen zu imaginären Zielen führen, und Bilder in Erd- und Lehmfarben auf Metallplatten gemalt, mit Gedichtzeilen oder ganzen Gedichten zeitgenössischer Lyriker und Lyrikerinnen versehen – Botschaften eben. Sie verwendet auch technische Hilfsmittel, wie den Overhead-Projektor und die Video-Leinwand dort wo es sinnvoll ist und kann schlichte weiße Figuren von Kindern aus handgeschöpftem weißem Papier für sich sprechen lassen: geschaffen nach Fotos aus einem NS-Kinderheim, wo Kinder zu Gehorsam und Wohlverhalten dressiert wurden und die Leiterin über die Kinder sagte: „wenn man sie lange genug ansieht, lächeln sie.“
Die Ausstellung beginnt mit der Vernissage am 5. Mai um 19:00 Uhr und ist bis zum 11. Juni jeweils von Mittwoch bis Sonntag von 14:00 bis 17:00 Uhr zu sehen. Die Vernissage findet erstmals ohne Musik statt, dafür wird ein Kurzfilm der Künstlerin gezeigt.