Die Tittmoninger Barockkrippe besticht durch prächtige Ausstattung und liebevolle Details. (Bild: Fotoagentur Kinderle, München)
Am 7., 14. und 21 Januar um 14 Uhr geht es in der Krippenstadt Tittmoning wieder auf „Kripperlroas“. Die alljährliche geführte Winterwanderung durch die Stadt hält die alte Tradition des „Kripperlschauns“ in unserer Stadt lebendig. Dass sie erst nach dem Jahreswechsel stattfindet, trägt der Tatsache Rechnung, dass die Krippen früher erst am 24. Dezember aufgestellt wurden und bis zum 2. Februar, dem Fest der „Darstellung des Herrn“ (volkstümlich auch „Maria Lichtmess“) stehenblieben. Traditionell beschloss dieser Tag den weihnachtlichen Festkreis, erst jetzt wurden Krippe und Christbaum aus der Stube entfernt. Seit der Liturgiereform in der katholischen Kirche endet die Weihnachtszeit inzwischen offiziell mit dem Fest der „Taufe des Herrn“ am ersten Sonntag nach dem 6. Januar. Baum und Krippe aber bleiben in vielen Familien nach wie vor bis Lichtmess stehen.
Die Tittmoninger Kripperlroas beginnt in der Stiftskirche, wo in der Kreuzkapelle die prächtige Tittmoninger Barockkrippe mit ihren insgesamt rund hundert bis zu einem Meter großen Figuren zu sehen ist. Die meisten von ihnen wurden zwischen 1995 und 2014 auf Initiative des damaligen Stiftsdekans Michael Wehrsdorf von Rosi Bauer aus Siegsdorf mit großer Fachkompetenz restauriert. Die Krippe wird zwischen dem ersten Adventssonntag und Mariä Lichtmess mehrmals umgestaltet, um das ganze biblische Heilsgeschehen abzubilden.
Die Weildorfer Krippe (hier ein Ausschnitt) ist in der Ausstellung in der Klosterkirche zu sehen.
In den Januar fällt mit dem prächtigen Bild von der Anbetung durch die Heiligen Drei Könige die wohl aufwändigste Szene, denn die Könige kommen mit ihrem gesamten Hofstaat und vielen Tieren. In der Tittmoninger Krippe wird in dieser Szene seit 2012 auch die Königin von Saba mit ihrer Dienerschaft im Königszug dargestellt – von vier Dienern auf einer Sänfte getragen und reich geschmückt mit Gold, Seide und Edelsteinen. Auch König Salomon mit zwei Beratern kann man seit einigen Jahren wieder an der Krippe bewundern. Dabei geht es nicht um historische Fakten, sondern um die Kernaussage: An der Krippe sind alle vereint. Die letzten beiden Szenen zeigen dann die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten und das selten zu sehende Bild vom „Haus Nazareth“. Hier ist Jesus bereits zum Knaben herangewachsen und hilft seinem Pflegevater Josef bei Holzarbeiten im Garten. Maria hat die Brotzeit im Haus vorbereitet und sitzt im Haus am Spinnrad.
In der Stiftskirche ist außerdem die prächtige Weihnachtsmonstranz des Tittmoninger Goldschmieds Wolfgang Lackner zu sehen, die ansonsten in der Sakristei aufbewahrt wird. In diesem Meisterwerk der Goldschmiedekunst aus dem 18. Jahrhundert mit 24 hohlgegossenen Bildern, in welchem die Geburt Christi im Stall von Bethlehem dargestellt wird, symbolisiert die Hostienwiege die Krippe.
Von der Stiftskirche aus führt die Kripperlroas dann in die Klosterkirche, wo der örtliche Krippenverein wieder eine schöne Auswahl besonderer regionaler Weihnachtskrippen aus seiner Sammlung in ansprechendem Ambiente aufgebaut hat. Ein besonderes Schmuckstück ist dabei die sogenannte Weildorfer Krippe mit mehreren Szenen und Häusern, deren Figuren und einiges Zubehör 2007 in mühevoller Kleinarbeit aufwändig restauriert wurden: Beschädigte Wachsköpfe wurden repariert, Kleidungsstücke gewaschen, geflickt und teils ersetzt, schadhafte Holzkörperteile erneuert. Das Ergebnis ist eine beeindruckende Krippe mit drei bis zu einem Meter hohen Miniaturpalästen und insgesamt rund fünfzig höfisch gekleideten Gliederfiguren. Die Ausstellung ist an den Kripperlroas-Wochenenden jeweils auch am Samstag von 14 bis 16 Uhr geöffnet.
Im Anschluss werden bei einem Rundgang die vielfältigen Krippen aus privaten und vereinseigenen Beständen in den Schaufenstern am Stadtplatz besichtigt, ehe der Spaziergang bei Glühwein und Gebäck mit musikalischer Umrahmung im Garten des Katholischen Pfarrheims ausklingt.
Die Teilnahme an der Kripperlroas ist frei, um Anmeldung und Spenden für den Erhalt der Krippen wird gebeten. Nähere Informationen und Anmeldung: Tourist Info, Tel. 08683 7007-10, anfrage@tittmoning.de.
„Zur Krippe herkommet“: Ausstellung in Kolbermoor
Der Verein für Krippen und religiöse Volkskunst Inn-Salzach e.V. richtet in der Zeit vom 02.12.2023 bis 04.02.2024 auch eine Krippenausstellung in Kolbermoor aus. Im „Heimat- und Industriemuseum Kolbermoor“, direkt am Bahnhof Kolbermoor, sind zahlreiche ganz besondere Krippen zu sehen – immer samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr, außerdem am Lichtmesstag (02.02.) von 18 bis 21 Uhr und für Gruppen auf Anfrage (0160/90234966).
Mehr zum Verein:
www.krippen-inn-salzach.de