Cricket, TSV, TSV Tittmoning

Cricket – seit 2018 eigene Sparte des TSV

Umair Butt hat Cricket als neue Sparte im TSV in Tittmoning eingeführt. Noch besteht die Mannschaft vorwiegend aus Einwanderern aus Commonwealth-Staaten, wo das Spiel von Kindheit auf so selbstverständlich gespielt wird wie bei uns Fußball. Als Trainer freut er sich aber, wenn sich Tittmoninger für Cricket interessieren, und er hofft, dass bald auch Einheimische den Reiz des Spiels verstehen und in der Mannschaft mitwirken.

Cricket unterscheidet sich von Fußball deutlich. Das ideale Spielfeld für Cricket hat einen runden Außenbereich (Outfield), in dem ein ovaler Bereich (Infield) für das eigentliche Spielgeschehen abgesteckt ist. Auf der Längsachse des Infields befindet sich eine rechteckige Hartbahn (Pitch), auf der die wesentliche Aktion des Spiels stattfindet. Sie ist rd. 20 Meter lang, drei Meter breit und an jedem Ende mit einem schmalen Tor aus Stangen (Widget) versehen. Vor dem Widget steht der Schlagmann (Batter), der verhindern muss, dass der Werfer (Bowler) das Widget mit dem Ball umstößt. Gespielt wird im Wechsel vor dem einen und dem anderen Widget, Bowler und Batter sind die Gegner, hinter dem Batter stehen zwei Fänger, die verfehlte Bälle fangen und dem Bowler zurückwerfen. Der Bowler wirft nun den Ball, auf das Widget gezielt, und der Batter versucht, den Ball mit dem Schläger zu treffen und so weit als möglich in das Outfield zu schlagen. Nun ist die Schlagmannschaft gefordert, den Ball einzufangen und schnellstmöglich zum Bowler zurück zu bringen; denn in der Zwischenzeit läuft der Batter von Torlinie zu Torlinie und sammelt runs, Läufe, die spielentscheidende Punkte bringen. Das Spiel erfordert in allen Positionen sehr viel Geschicklichkeit, Ballsicherheit und Schnelligkeit, viele weitere Regeln machen es zu einem intelligenten und spannenden Wettkampf.

Nach Duden ist die deutsche Schreibweise „Kricket“. Da aber der Landesverband „Bayerischer Cricket Verband“ heißt, gilt auch für die TSV-Mannschaft die englische Bezeichnung.

In der 2018 zusammengestellten 12-köpfigen Mannschaft trainierten nur Flüchtlinge aus Afghanistan, Pakistan und Indien. Die Freude, in der neuen Heimat einen Verein für ihre geliebte Sportart gefunden zu haben, aber auch hartes Training und die Lust am Wettkampf brachten der neuen Mannschaft in der Spielsaison 2019 unerwartete Erfolge: Von 26 Mannschaften, die sich an der „Isar-Championship“ in München beteiligten, gingen die Tittmoninger als Sieger hervor und auch bei der Bayerischen Meisterschaft schnitten sie, bei Gegnern aus Australien, Neuseeland und England, gut ab.

Cricket-Team, TSV Tittmoning; Mannschaft; Sport;
Das Cricket-Team des TSV Tittmoning
Umair Butt; Cricket; Trainer; TSV Tittmoning
Umair Butt ist Trainer des Cricket-Teams im TSV

Die jungen Männer der Cricket-Sparte müssen sich auf dem rechteckigen Fußballplatz erst einmal ein Infield abstecken und den Pitch präparieren, was einige Arbeit macht. Bei einem gelungenen Schlag in das Outfield springen die Ballholer über die Bänke und Banden – aber all die Erschwernisse entmutigen sie nicht. Sie sind dankbar, auf dem Fußballplatz trainieren zu können, und mit Eifer bei der Sache. Sie bewährten sich aber auch beim Vorbereiten der TSV-Feste, halfen beim Zelt-Aufbau, im Service und beim Catering. So wurden persönliche Kontakte geknüpft, auf Grund derer den meisten Mitgliedern des Teams Ausbildungsplätze in Gastronomie und Handwerk vermittelt werden konnten. Für die aus den Krisengebieten Geflüchteten war das ein äußerst wichtiger Schritt in einen neuen Lebensabschnitt und ein Beispiel für gelungene Integration.

Die Corona-Beschränkungen haben die Trainings in den letzten beiden Jahren stark beeinträchtigt, Wettbewerbe auf Regional- und Landesebene mussten ganz abgesagt werden. Jetzt ist die Hoffnung groß, an die Erfolge von 2019 anschließen zu können. Die Aussichten stehen gut. Der Deutsche Olympische Sportbund hat festgestellt, dass Cricket mit derzeit 140 Vereinen die am stärksten wachsende Sportart sei. Und vielleicht werden die Spieler bald von begeisterten Schlachtenbummlern begleitet, die das Team sachkundig begleiten und den verdienten Beifall spenden.

Josef Wittmann